600 Kilometer Strecke beschädigt Bahn braucht Monate für Wiederaufbau
20.07.2021, 16:20 Uhr
Eine zerstörte Eisenbahnbrücke im Landkreis Ahrweiler: 2000 Mitarbeiter der Bahn sind derzeit im Einsatz.
(Foto: imago images/Hannes P. Albert)
Das ganze Ausmaß der Zerstörung nach den verheerenden Hochwassern zeigt sich inzwischen auch bei der Deutschen Bahn: Massenhaft Bahnhöfe sind beschädigt, ganze Strecken müssen neu gebaut werden. Vor allem im Nahverkehr ist noch lange mit Einschränkungen zu rechnen.
Nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden die gravierenden Schäden bei der Bahn immer deutlicher: Allein sieben Regionalverkehrsstrecken seien von den Wassermassen so stark zerstört worden, dass sie neu gebaut oder umfangreich saniert werden müssten, teilte die Deutsche Bahn mit. Die Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen würden Wochen und Monate dauern. Insgesamt seien Gleise auf einer Länge von rund 600 Kilometern von den Unwetterfolgen betroffen.
Rund 2000 Mitarbeiter der Bahn seien dabei, Gleise, Bahnhöfe und Anlagen von Geröll und Schlamm freizuräumen. Rund 80 Bahnhöfe wurden laut Mitteilung durch das Unwetter beschädigt. Wassereinbrüche hätten Aufzüge zerstört oder Bahnsteige unterspült. Viele kleinere Reparaturen habe die Bahn bereits erledigt. Aber: Noch seien nicht alle Erkundungsarbeiten abgeschlossen. In Regierungskreisen hieß es, die Schäden beliefen sich auf mindestens 1,3 Milliarden Euro.
Regionalverkehr eingeschränkt
Nach wie vor gibt es laut Bahn große Einschränkungen im Nah- und Regionalverkehr. Aufgrund gesperrter Strecken verkehrten zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien weiterhin nicht oder nur eingeschränkt. Ersatzweise fahren Busse, soweit die Straßen in den Krisenregionen noch intakt seien. Über Verbindungen informierten die Verkehrsverbünde und Eisenbahnverkehrsunternehmen der Regionen.
Fahrgäste im Fernverkehr könnten die Züge bis auf wenige Abweichungen wieder uneingeschränkt für ihre Reise nutzen. Auch im internationalen Verkehr zwischen Frankfurt-Köln und Brüssel/Amsterdam seien die Züge wieder ohne Unterbrechung unterwegs. Trotzdem könne es im Nah- und Fernverkehr weiter zu Verspätungen oder Zugausfällen kommen.
Gebessert hat sich der Bahn zufolge die Lage im Güterverkehr: Der wichtige Rangierbahnhof in Hagen arbeite wieder. Vor allem sei die Nord-Süd-Achse entlang des Rheins befahrbar. So könnten Züge zu den Seehäfen nach Rotterdam und Antwerpen abgefertigt werden.
Scheuer will Entlastung bei Behelfsbrücken
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich derweil dafür ausgesprochen, die betroffenen Gemeinden und Länder bei Behelfsbrücken finanziell zu entlasten. Das geht aus einem Schreiben Scheuers an Finanzminister Olaf Scholz hervor. Es sei gegenwärtig davon auszugehen, dass mindestens 20 Behelfsbrücken in den vom Unwetter betroffenen Regionen errichtet werden müssten, um den Straßenverkehr wieder normalisieren zu können, heißt es in dem Schreiben.
Um den auch finanziell durch das Unwetter schwer belasteten Kommunen und Ländern in den Katastrophengebieten unkompliziert helfen zu können, sollten diese von den Kosten für die Errichtung von Behelfsbrücken befreit werden. Scheuer schlägt vor, der Bund solle für die Dauer von 24 Monaten auf Mietkosten und Reparaturkostenzuschläge verzichten.
Der Bund verfügt laut Schreiben über solche Brücken, um in Katastrophenfällen den Straßen- und Eisenbahnverkehr aufrechterhalten zu können. Diese Behelfsbrücken gehören dem Bund - der bundeseigenen Deutschen Bahn stehen sie kostenlos zur Verfügung. Für den Einsatz von Straßen-Behelfsbrücken müssen Länder oder Kommunen bisher zahlen, die Kosten seien nicht unerheblich, heißt es in dem Schreiben.
Für eine Behelfsbrücke mit einer Spannweite von 38 Metern und einer Breite für eine zweistreifige Verkehrsführung würden beispielsweise Mietkosten in Höhe von 8500 Euro im Monat anfallen. Bei einer Standzeit von 24 Monaten bis zur Inbetriebnahme eines Ersatzneubaus kämen laut Schreiben Kosten in Höhe von 204.000 Euro alleine für eine Behelfsbrücke auf eine Kommune zu. Das Bundeskabinett will am Mittwoch über Soforthilfen für die Katastrophengebiete sowie über die Errichtung eines Aufbaufonds entscheiden.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/rts