Bevölkerungsprognose 2045 Deutschland wächst und schrumpft gleichzeitig


In Teilen Brandenburgs wohnen 2045 zumeist alte Menschen.
(Foto: dpa)
Deutschland wächst - allerdings nur noch durch Zuwanderung. Bis 2045 könnte die Einwohnerzahl um 800.000 Menschen steigen, errechnet das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Das reicht aber nicht, um den Arbeitskräftemangel zu beheben. Und die Lage ist in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich.
Deutschlands Einwohnerzahl wird sich bis 2045 auf 85,5 Millionen Menschen erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in einer aktuellen Prognose. Die Expertinnen und Experten rechnen demnach mit einem Zuwachs von rund 800.000 Menschen - oder 0,9 Prozent - im Vergleich zum Jahr 2023.
Der Zuwachs speist sich jedoch den Berechnungen zufolge fast ausschließlich durch Zuwanderung aus dem Ausland. "Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerungszahl Deutschlands im Jahr 2045 bereits deutlich niedriger liegen, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten bei Weitem übersteigen wird", erläuterte Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das Institut geht unter anderem davon aus, dass langfristig betrachtet - ab dem Jahr 2031 - pro Jahr 300.000 Menschen mehr nach Deutschland kommen, als Deutschland verlassen.
Das letztlich überschaubare Wachstum löst vermutlich auch nicht den bereits jetzt eklatanten Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel. Denn obwohl die Zahlen insgesamt steigen, stehen dem Arbeitsmarkt weniger Menschen zur Verfügung. Die Zahl der Menschen im Rentenalter ab 67 Jahren dürfte sich den Prognosen zufolge um 2,2 Millionen oder 13,6 Prozent erhöhen, während die Zahl derer im erwerbstätigen Alter zwischen 20 und 67 Jahren um zwei Prozent sinkt. "Deutschland altert massiv", sagte Demografin Jana Hoymann. "Mehr als jeder Fünfte ist im Jahr 2045 älter als 67 Jahre."
Alte Gegenden und junge
Wie bei vielen Prognosen gibt es dabei jedoch kein einheitliches Bild für Deutschland. Vielmehr sehen die Expertinnen und Experten große regionale Unterschiede. Bei der Alterung liegen beispielsweise zahlreiche bayrische Kreise und Teile Niedersachsens vorn, während es in Teilen Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts bereits wieder einen Rückgang bei der älteren Bevölkerung gibt. Die Ursache dafür ist Hoymann zufolge, dass der Anteil der älteren Bevölkerung dort heute schon sehr hoch ist.
Als besonders "alte Kreise" identifiziert das BBSR-Team die Uckermark, aber auch den Landkreis Greiz. Am anderen Ende der Skala stehen junge Universitätsstädte wie zum Beispiel Heidelberg oder auch München, "die im Durchschnitt circa neun Jahre jünger sind". Dort liegt das Durchschnittsalter 2045 im Bereich von 40 bis 42 Jahren.
Das wirtschaftliche Wachstum kommt in 20 Jahren vermutlich aus den wirtschaftsstarken Großstädten und ihrem Umland, dazu gehören Regionen insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Sachsen. Das stärkste Wachstum mit 14 Prozent und mehr prognostiziert das Institut für den östlich von München gelegenen Landkreis Ebersberg (Bayern) sowie für die Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig.
In strukturschwachen Gegenden abseits der Metropolen gehe der Bevölkerungsschwund weiter, so das Institut. Die Landkreise Erzgebirgskreis (Sachsen), Greiz (Thüringen) und Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) büßen laut Berechnung bis 2045 mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung ein. Aber auch Regionen in Westdeutschland verlieren demnach Einwohner. Das betreffe Teile Nordhessens, die angrenzenden Gebiete im Osten Nordrhein-Westfalens sowie Teile des Saarlands.
Herausforderungen in allen Politikfeldern
Die Prognose zeige "zum Teil völlig konträre Herausforderungen" für die Regionen. So werde es in den Boom-Regionen darauf ankommen, bei Schulen, aber auch beim Wohnungsbau oder der Verkehrsinfrastruktur, mit dem Wachstum Schritt zu halten, sagte BBSR-Experte Steffen Maretzke.
In den Schrumpf-Gebieten werde es dagegen darum gehen, die bestehende Infrastruktur aufrechtzuerhalten und den Verlust von Arbeitskräften zu kompensieren. Schon heute sei es mancherorts problematisch, Schulen oder die Berufsausbildung flächendeckend zu erhalten, so Maretzke. "Da müssen Konzentrationsprozesse laufen, weil mit diesen demografischen Schrumpfungsprozessen ja auch Herausforderungen für die öffentlichen Finanzen verbunden sind."
Quelle: ntv.de