Reaktion auf Virus-Mutation Den Haag verbietet Flüge aus Großbritannien
20.12.2020, 04:45 Uhr
Die Regierung der Niederlande fürchtet eine weitere Einschleppung der hoch ansteckenden Virus-Mutation.
(Foto: AP)
Eine besonders ansteckende Mutation ist für die rasante Verbreitung des Coronavirus in England verantwortlich. Auch in den Niederlanden wurde die Virusvariante nachgewiesen. Die Regierung erlässt einen Einreisestopp für Flugpassagiere aus Großbritannien.
Nach dem Bekanntwerden einer hoch ansteckenden Coronavirus-Mutation in Großbritannien, versucht die niederländische Regierung, eine Ausbreitung zu bremsen. Ein Fall der neuen Mutation sei auch in den Niederlanden entdeckt worden. Die nationale Gesundheitsbehörde habe empfohlen, "das Eindringen dieser Virusvariante aus Großbritannien so weit wie möglich zu verhindern". Um eine weitere Einschleppung zu vermeiden, gibt es jetzt einen Einreisestopp für Flugpassagiere. Maschinen, die aus dem Königreich kommen, dürfen in den Niederlanden vorerst nicht mehr landen. Das Flugverbot aus Großbritannien sei vom Kabinett von Regierungschef Mark Rutte "vorsichtshalber" beschlossen worden, erklärte das Gesundheitsministerium. Es solle am Sonntag um 06.00 Uhr in Kraft treten und bis zum 1. Januar gelten. Mögliche Regeln für andere Verkehrswege würden derzeit überprüft.
Zu dem in den Niederlanden aufgetretenen Corona-Fall mit der neuen Mutation erklärte das Ministerium, dieser sei Anfang Dezember entdeckt worden. Es handele sich ersten Ergebnissen zufolge um "die in Großbritannien beschriebene Variante". Experten überprüften derzeit, wie es zu dieser Infektion gekommen sei und ob es damit zusammenhängende Fälle gebe. Mit anderen EU-Staaten solle jetzt darüber beraten werden, mit welchen Schritten eine Ausbreitung der neuen Corona-Mutation verhindert beziehungsweise begrenzt werden könne.
Johnson: Impfstoff wirkt auch bei Mutation
Die britische Regierung hatte nach der Entdeckung der neuen Variante des Coronavirus, die für einen starken Anstieg der Infektionszahlen im Süden Englands verantwortlich gemacht wird, am Samstag für London und Südostengland eine Ausgangssperre verhängt. Die neue Virus-Mutation sei ersten Erkenntnissen zufolge "bis zu 70 Prozent ansteckender" als die bisher verbreitete Form, sagte der britische Premierminister Boris Johnson. Bisher deute aber nichts darauf hin, "dass sie tödlicher ist oder eine schwerere Form der Krankheit verursacht". Auch die Wirksamkeit von Impfstoffen werde durch den neuen Virus-Stamm nicht beeinträchtigt, versicherte Johnson.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt angesichts der neuen Virusvariante vor einem weiteren Anwachsen der zweiten Welle. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mutationen die Ansteckungsgefahr erhöhen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Je mehr Ansteckungen man zulässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch gefährlichere Mutationen folgen. Das ist quasi ein Teufelskreis: Mehr Ansteckungen führen zu mehr Mutationsgelegenheiten und damit zu mehr Mutationen. Diese wiederum führen zu mehr Ansteckungen. So geht es dann immer weiter." Darum sei es auch "Schwachsinn", über Ansteckungen Herdenimmunität herstellen zu wollen, so der SPD-Politiker.
Ob und inwieweit sich die britische Virus-Mutation auch in Deutschland und in anderen Ländern verbreitet hat, ist derzeit noch unklar. Die WHO twitterte: "Wir werden die Mitgliedstaaten und die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr über die Merkmale dieser Virusvariante und deren Auswirkungen erfahren." Derweil werde geraten, weiter alle Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Quelle: ntv.de, ino/AFP