"BF.7 wäre der bessere Fall" Drosten sieht Ende der Corona-Pandemie nahen
24.11.2022, 04:23 Uhr
Spekuliert auf eine sanfte Winter-Welle: Christian Drosten.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland sind überraschend niedrig, eine heftige Herbstwelle blieb aus - und auch der Winter könnte laut Virologe Christian Drosten entspannt werden, sofern sich Omikron-Variante BF.7 durchsetzt. Mit Sorge blickt der Experte dagegen auf China.
Virologe Christian Drosten sieht Anzeichen für ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Der "Zeit" sagte Drosten, die rasche Abfolge der jüngsten Corona-Wellen ließe darauf schließen, dass sich die Lage entspannen wird. Mit Blick auf den bevorstehenden Winter sei entscheidend, welche der beiden derzeit existierenden Omikron-Varianten, BF.7 oder BQ.1.1., sich durchsetzen werde. "BF.7 wäre der bessere Fall", sagte Drosten, denn "diese Variante ist BA.5 sehr ähnlich, gegen das ein Großteil der Bevölkerung bereits immun ist. Es käme dann eine sanfte Winterwelle."
Demnach würde sich eine BF.7-Welle von allen vorherigen unterscheiden. "Das wäre dann keine pandemische Welle mehr. Wir wären mit BF.7 im endemischen Zustand angekommen." Eine andere Prognose läge laut dem Berliner Virologen zugrunde, sollte sich die Variante BQ.1.1 durchsetzen. "Bei BQ.1.1 gibt es zusätzliche Immunflucht", so Drosten, was bedeutet, dass das Virus dem Immunsystem von bereits Infizierten oder Geimpften besser entkommen kann. In mehreren europäischen Ländern sei BQ.1.1 bereits auf dem Vormarsch. "Wenn es dominant wird, könnte der Winter noch einmal schwierig werden."
Dass es kurzfristig eine neue, deutlich gefährlichere Variante von Sars-CoV-2 geben wird, hält Drosten aber nicht für sehr wahrscheinlich. "Das Virus kann an vielen Stellen in seiner Evolution nicht mehr ohne Weiteres zurück", so der Experte. "Es bräuchte eine Art Revolution, durch erneute massive Verbreitung irgendwo auf der Welt." Auch deshalb bereite ihm der Blick auf China Sorge. "Weltweit ist die Immunität recht homogen verteilt, in Industrieländern durch Infektion auf dem Boden der Impfung, in ärmeren Ländern sogar durch mehrfache Infektion der Bevölkerung. In China jedoch ist das nicht der Fall."
Abschied von Twitter
Während die meisten Länder der Welt versuchen, mit dem Virus zu leben, verfolgt China unverändert eine strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, täglichen Massentests, strenger Kontrolle, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne. Trotzdem hat die Zahl der Neuinfektionen gerade in den vergangenen Wochen wieder stark zugenommen. Drosten sagte der "Zeit" angesichts dieser Entwicklung, er könne nicht ausschließen, dass in China "in puncto Evolution noch einmal ein Sprung passiert".
Zugleich kündigte Drosten seinen Abschied von Twitter an. Während der Pandemie war er auf der Plattform regelmäßig aktiv. "Das digitale Leben interessiert mich nicht mehr", so Drosten. "Ich habe in Twitter seit Monaten gar nicht mehr reingeguckt." Zuvor hatte er auch seinen Podcast beim NDR, das Coronavirus-Update, beendet. "Es war für mich von vornherein eine professionelle Intervention, ein begrenztes Projekt, mit dem ich aufhöre, wenn ich nicht mehr gebraucht werde."
Quelle: ntv.de, jug