Panorama

"Gebäude mit Geschichte"Einstiges KZ-Bordell steht zum Verkauf

28.11.2025, 17:21 Uhr
Einer-der-Wachtuerme-und-ein-Teil-der-Mauer-mit-Stacheldraht-an-der-KZ-Gedenkstaette-Mauthausen-In-dem-Konzentrationslager-KZ-nahe-der-oesterreichischen-Industriestadt-Linz-waren-von-1938-bis-1945-mindestens-90-000-Menschen-ermordet-worden-oder-an-den-Qualen-ihrer-Haft-gestorben
In Gusen erinnert das Krematorium noch an die Schrecken des Lagers. (Foto: picture alliance/dpa/APA)

Während der NS-Zeit sind im KZ Gusen Zehntausende Menschen inhaftiert. Im Lager werden Frauen zur Prostitution gezwungen. Das Haus sucht nun nach neuen Besitzern.

Ein Haus, in dem einst das Häftlingsbordell des Konzentrationslagers Gusen untergebracht war, soll verkauft werden. Die Doppelhaushälfte sei im Internet als denkmalgeschützte Immobilie beworben worden, die sich "für Personen eignet, die ein Gebäude mit Geschichte suchen", bestätigte die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück.

Jetzt werde überlegt, "wie man mit diesem Verkaufsangebot umgeht", sagte Glück. Die Offerte könnte zur geplanten Erweiterung und Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen passen. Eine Entscheidung über einen etwaigen Kauf würde aber nur in Absprache mit Historikern, Überlebenden-Verbänden, Ministerium und Anrainern getroffen.

In Österreich ist das Konzentrationslager Mauthausen zentraler Gedenkort. In Gusen entstand nach 1945 eine Siedlung, bis auf das Krematorium erinnerte wenig an die Schrecken des Lagers. Dabei habe das KZ Gusen gegen Ende des Krieges mehr Häftlinge gehabt als Mauthausen, sagt Glück.

Sexuelle Ausbeutung

In Gusen, nahe der Landeshauptstadt Linz, waren zwischen 1939 und 1945 rund 71.000 Menschen inhaftiert, die Hälfte von ihnen wurde ermordet. Die Neugestaltung als Gedenkort soll künftig einen würdigeren Umgang mit der Geschichte des Ortes gewährleisten.

Im Juni 1942 war im nahen Konzentrationslager Mauthausen das erste Häftlingsbordell in einem KZ eingerichtet worden, wenige Monate später jenes in Gusen, heißt es auf der Website der Gedenkstätte Gusen. Etwa zehn Häftlinge eines Frauenkonzentrationslagers wurden zeitgleich als Zwangsprostituierte sexuell ausgebeutet.

Laut der Webseite der Gedenkstätte Gusen wollte die SS mithilfe einer "Gewährung von Vergünstigungen" einen Leistungsanreiz für männliche Häftlinge schaffen. Der Bordellbesuch war nur manchen Häftlingen gestattet; dafür musste ein formelles Gesuch gestellt und eine Gebühr entrichtet werden. Letztere konnte nur von jenen Häftlingen aufgebracht werden, die von der SS für ihre Häftlingsfunktionen oder Arbeit in der Rüstungsindustrie Prämienscheine erhielten.

Bemerkenswert ist der Widerspruch zwischen der staatlichen Errichtung von Bordellen und der strafrechtlichen Verfolgung der Prostitution ("Unzucht") im Dritten Reich. Prostitution wurde unter anderem durch eine Einweisung in ein Konzentrationslager verfolgt.

Quelle: ntv.de, raf/dpa

NationalsozialismusGedenkenKonzentrationslagerÖsterreichProstitution