Panorama

Bioinformatiker Apweiler bei ntv "Es wird dramatisch werden, das steht fest"

Auch in Deutschland wird die Zahl der Omikron-Fälle zunehmen, warnen Experten.

Auch in Deutschland wird die Zahl der Omikron-Fälle zunehmen, warnen Experten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Getrieben durch die Omikron-Variante scheint die fünfte Welle unausweichlich. Der Bioinformatiker Apweiler begrüßt, dass Bund und Länder über neue Maßnahmen beraten. In Regionen mit vielen Ungeimpften rechnet er "wahrscheinlich" mit harten Lockdowns.

Der Bioinformatiker Rolf Apweiler erwartet angesichts der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante, dass in Regionen mit niedrigen Impfquoten strikte Maßnahmen unvermeidbar werden. "Was schrecklich werden könnte: Wenn Omikron auf Landstriche treffen wird, mit einem hohen Anteil Ungeimpfter", sagt Apweiler, der in der Vergangenheit die Bundesregierung in Pandemiefragen beraten hat, ntv. "In solchen Gegenden braucht man dann sehr wahrscheinlich wieder einen harten Lockdown, der alle trifft, Geimpfte und Ungeimpfte."

Bund und Länder beraten derzeit über neue Corona-Beschränkungen, um eine Omikron-Welle abzumildern. Zur Debatte stehen etwa Kontaktbeschränkungen über Silvester. "Es wird dramatisch werden, das steht fest", sagt Apweiler, der Direktor des European Bioinformatics Institute des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) in Cambridge, mit Blick auf die neue Variante. Das Gute sei jedoch, "dass man in Deutschland frühzeitig und wohl auch rechtzeitig Maßnahmen einleiten wird. Das ist ein guter Anfang, und dann reicht hoffentlich die Zeit, um das weiter zu verschärfen, falls notwendig."

Apweiler weist darauf hin, dass es nicht zu verhindern sei, dass Deutschland im Januar erneut auf sehr hohe Inzidenzen zusteuere. "Die Frage ist: Wie schafft man es, dass wir eine Situation wie in Großbritannien verhindern können?" Das hieße: "Hoffentlich eher eine Verdoppelungszeit der Omikron-Infektionen von vier bis fünf Tagen oder mehr, anstatt unter zwei Tagen wie jetzt zurzeit in Großbritannien."

Mehr zum Thema

Mit Sorge verfolgt der Bioinformatiker die Situation im Vereinigten Königreich. "In Großbritannien hat man die Zeit leider nicht genutzt, da wird es bitter werden. Die Frage ist nur, wie bitter. Dort hört man in der Regierung im Moment nicht mehr auf die Experten", sagt Apweiler. In den vergangenen Wochen hätte es dort so gut wie keine Restriktionen gegeben. "Wenn man dort so weitermacht, dann sind 300.000 bis 500.000 Neuinfektionen am Tag in Großbritannien im Januar nicht ausgeschlossen."

Apweiler hofft auf einen Zeitgewinn durch die von Bund und Ländern geplanten Maßnahmen. Bereits Anfang Januar wisse man aufgrund der klinischen Daten aus Großbritannien einiges mehr. "Wenn man jetzt hier genug Zeit kauft, dann hat man vielleicht noch ein Vier-Wochen-Fenster, um angemessen zu reagieren." Der Experte erwartet, dass es noch weitere Omikron-Runden zwischen den Länderchefs und der Bundesregierung geben wird. "Man wird also heute sicherlich einige Verschärfungen beschließen, sich dann aber Anfang Januar nochmal zusammensetzen müssen, um gegebenenfalls rasch nachzulegen."

Quelle: ntv.de, ses/psa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen