Bei Biontech ist mehr drin Experten fordern Freigabe sechster Impfdosis
30.12.2020, 16:03 Uhr
Aus einer Impfstoff-Ampulle kann man theoretisch sechs und sogar sieben Dosen gewinnen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Können aus einem Fläschchen des Biontech-Impfstoffs sechs statt fünf Dosen entnommen werden? Ja, das geht, sind sich Hersteller und Experten einig. Die EU erlaubt aber nur fünf Impfungen. Einige Länder ignorieren die Vorschrift. Und Dänemark will sogar sieben Dosen aus einer Ampulle gewinnen.
Aus den Ampullen des Coronavirus-Impfstoffs von Biontech können sechs Dosen entnommen werden - die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) erlaubt allerdings nur die Entnahme von fünf Dosen. Politiker und Gesundheitsexperten fordern eine bessere Nutzung des Impfstoffs. Angesichts der knappen Verfügbarkeit solle die EMA die Entnahme von sechs Dosen zulassen, fordern sie.
"Man kann aus diesen Fläschchen sechs Dosen entnehmen, weil einfach mehr drin ist", sagte Dirk Heinrich, einer der ärztlichen Leiter des Impfzentrums Hamburg, gegenüber RTL. Man müsse dies allerdings sehr präzise machen, unter kontrollierten Bedingungen, so der Mediziner.
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn bestätigte, dass die Entnahme von sechs Impfeinheiten pro Ampulle möglich ist. Seit Impfbeginn am Sonntag seien die Bundesländer und die Impfzentren darüber informiert: "Das heißt, mit den richtigen Instrumenten können Impfärztinnen und Impfärzte schon sechs statt fünf Dosen verwenden", sagte Spahn. Mit der "idealen Spritze" sei dies möglich.
Biontech garantiert fünf Impfdosen pro Fläschchen. Mit speziellen Spritzen und Nadeln könnten aber auch sechs Dosen entnommen werden, hatte eine Sprecherin des Mainzer Unternehmens erklärt. Biontech befinde sich in Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden, ob und wie eine sechste Dosis und die dafür benötigen Nadeln und Spritzen zur Verfügung gestellt werden könnten.
Italien und Tschechien machen es einfach
Die Behörden in den EU-Ländern Italien und Tschechien haben trotz der EMA-Vorschrift die Verwendung einer sechsten Dosis genehmigt. "In jedem Fläschchen ist einfach genug enthalten, um sechs Impfstoffdosen zu entnehmen", sagte eine Sprecherin der italienischen Arzneimittelbehörde (AIFA). Auch in der Schweiz, Großbritannien, den USA und Israel ist die Nutzung einer sechsten Dosis zugelassen. Überschüssiger Impfstoff aus mehreren Behältnissen darf aber nicht zusammengeschüttet werden.
Der Chef der dänischen Gesundheitsbehörde, Sören Broström, sagte, man könne sogar eine siebte Dosis entnehmen. Deshalb könnten die Pläne in Dänemark, in den ersten zwei Monaten 250.000 Menschen zu impfen, nach oben korrigiert werden. Ein Fläschchen mit dem Biontech-Vakzin enthält nach der notwendigen Verdünnung mit einer Kochsalzlösung 2,25 Milliliter des Impfstoffs. Rechnerisch ergibt das 7,5 Impfstoffdosen - denn die vorgeschriebene Dosis pro Spritze beträgt 0,3 Milliliter.
Der Impfstoff von Pfizer und Biontech ist bislang der einzige, der in der EU zugelassen ist. Die Produktion reicht aber bei weitem nicht aus, um die hohe Nachfrage zu decken - zumal die EMA eine Zulassung des Corona-Impfstoffes des britischen Pharmakonzerns Astrazeneca noch im Januar für unwahrscheinlich hält. Die EU hat Verträge mit verschiedenen Herstellern über die Lieferung von zwei Milliarden Impfdosen geschlossen, die dann auf die EU-Mitgliedstaaten verteilt werden.
Quelle: ntv.de, uzh/rts