Panorama

Gesundheitssystem vorm KollapsExplosion und Coronavirus setzen Libanon zu

12.08.2020, 18:39 Uhr
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Beirut am Boden. Die Explosion legt einen Großteil der Kliniken lahm. (Foto: imago images/UPI Photo)

Nach den folgenschweren Explosionen in Beirut steht der Libanon vor der nächsten Katastrophe. Viele Krankenhäuser der Hauptstadt sind nicht funktionsfähig. Neben den vielen Verletzten durch die Detonation steigen die Infiziertenzahlen dramatisch.

Die Explosionskatastrophe in Beirut und die Corona-Pandemie haben Libanons Gesundheitssystem in eine tiefe Krise gestürzt. Mehr als die Hälfte der medizinischen Einrichtungen in der Hauptstadt seien nach der verheerenden Detonation im Hafen nicht mehr funktionsfähig, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit. Zugleich kletterte die Zahl der täglich neu registrierten Corona-Fälle in dieser Woche auf ein Rekordhoch.

Drei große Krankenhäuser in Beirut seien bei der Explosion vergangene Woche so stark zerstört worden, dass in ihnen nicht mehr gearbeitet werden könne, sagte die WHO-Vertreterin im Libanon, Iman Shankiti. Zwei weitere Kliniken seien teilweise beschädigt worden. Es fehlten 500 bis 600 Betten. Verletzte sowie Corona-Patienten würden auf weitere Krankenhäuser verteilt. Viele Einrichtungen seien von der Zahl der Patienten überfordert, erklärte die WHO.

Das Gesundheitsministerium hatte am Vortag 309 neue Corona-Fälle gemeldet, die bislang höchste Zahl täglicher Neuinfizierungen. Damit verzeichnete das Land offiziell bisher mehr als 7100 Corona-Infektionen. Die Zahl der Toten in Verbindung mit dem Virus stieg demnach um sieben auf insgesamt 87. Das Land habe nach der Explosion verständlicherweise andere Sorgen, sagte der WHO-Notfalldirektor für die Region, Richard Brennan. Der Kampf gegen das Corona-Virus müsse aber weiterhin Priorität haben.

Bei den gewaltigen Explosionen im Hafen von Beirut kamen mindestens 171 Menschen ums Leben, mehr als 6000 wurden verletzt. Nach Regierungsangaben explodierten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ungesichert gelagert worden war. Die genauen Ursachen der Explosionen sind noch unklar, viele Libanesen betrachten jedoch die verbreitete Korruption in der politischen Elite als Ursache für das Unglück.

In der Folge kam es in der Hauptstadt mehrfach zu Protesten, die weitreichende politische Reformen verlangten. Als Reaktion auf die Detonation und gewaltsame Anti-Regierungsproteste erklärte Premier Hassan Diab den Rücktritt des Kabinetts.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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