Panorama

Tausende Soldaten im EinsatzGesundheitsämter zunehmend überfordert

01.11.2020, 15:41 Uhr
fb4bf53ffae027e5227b6085c0be183d
Ohne die Hilfe der Bundeswehr wären die Gesundheitsämter wohl längst kollabiert. (Foto: imago images/onw-images)

Mittlerweile werden 4000 Bundeswehr-Soldaten in deutschen Gesundheitsämtern eingesetzt. Doch die kommen schon jetzt nicht mehr hinterher, die Kontakte der Infizierten nachzuverfolgen. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kündigt weitere Hilfen an.

Die Gesundheitsämter in Deutschland berichten laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" von einer zunehmenden Überlastung. Viele seien überfordert von der großen Zahl von Corona-Infektionen, die sie nachverfolgen müssen, berichtet das Blatt unter Berufung auf eine Umfrage bei den Gesundheitsministerien der Bundesländer.

So habe in Baden-Württemberg aktuell ein Drittel aller Gesundheitsämter seine Überlastung angezeigt. Damit werde dem Dienstherrn gemeldet, dass die Arbeitslast nicht mehr in vollem Umfang bewältigt werden könne. In Rheinland-Pfalz nehmen "nahezu alle Gesundheitsämter" Hilfe durch andere Landesbedienstete in Anspruch, weil sie es allein nicht mehr schaffen. In Berlin könne die Hälfte der zwölf Gesundheitsämter Fälle nur noch verzögert bearbeiten, die andere Hälfte gar "stark verzögert". In Thüringen werden dem Bericht zufolge 6 von 22 Gesundheitsämtern von der Bundeswehr unterstützt; Sachsen-Anhalt meldet "Probleme in mehreren Gesundheitsämtern".

Die Ämter sind unter anderem dafür zuständig, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen und in Quarantäne zu schicken. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, betonte im Gespräch mit der FAS, um die Corona-Pandemie einzudämmen, "bleibt die Kontaktnachverfolgung ganz zentral". Werde auf die Kontaktnachverfolgung verzichtet, "würden wir ein Stück weit vor dem Virus kapitulieren", warnte Dedy. "Einen solchen Strategiewechsel kann ich nicht befürworten."

In Gesundheitsämtern werden nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mittlerweile 4000 Bundeswehr-Soldaten eingesetzt. Es gebe täglich neue Anfragen, was die Brisanz der derzeitigen Corona-Lage zeige, sagt sie den Sendern RTL/ntv. Insgesamt hat die Bundesregierung bis zu 15.000 Soldaten etwa zur Kontaktnachverfolgung von Infektionsketten angeboten.

Am Sonntag meldeten die Gesundheitsämter insgesamt 14.177 neue Infektionen innerhalb eines Tages für den Vortag. An Wochenende sind die Zahlen meist niedriger, auch weil weniger getestet wird. Am Samstag war mit 19.059 Neuinfektionen für Freitag wieder ein Rekord vermeldet worden.

Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa/AFP

BundeswehrAnnegret Kramp-KarrenbauerCorona-MaßnahmenCoronavirenGesundheitCorona-Krise