Panorama

2015 könnte El-Niño-Jahr sein Herbst gibt der Sonne wieder eine Chance

Das Wetter am Wochenende lädt durchaus zu einem Herbstspaziergang ein.

Das Wetter am Wochenende lädt durchaus zu einem Herbstspaziergang ein.

(Foto: dpa)

Zurzeit wütet "Patricia" vor der Küste Mexikos. Welche Folgen der Hurrikan haben kann, erklärt n-tv Wetterexperte Björn Alexander. Für unsere Gefilde gibt er Entwarnung: Das Wochenende wird vielerorts freundlich und trocken - und der Winter bleibt vorerst fern.

n-tv.de: Björn, vor der Vorhersage für unser Wetter erst einmal die Frage nach dem Sturm, der momentan die Küste Mexikos bedroht. Wie schlimm ist der?

Björn Alexander: Hurrikan "Patricia" ist ein extrem starker Tropensturm mit Windgeschwindigkeiten von um die 325 Kilometer pro Stunde. Damit hat der Sturm die höchste Kategorie 5 erreicht und ist in der Intensität vergleichbar mit Hurrikan "Katrina", der 2005 rund um New Orleans wütete. Aber im Gegensatz zu "Katrina" hat sich "Patricia" über dem Pazifik gebildet und zieht jetzt eben über Teile Mexikos hinweg.

Welche Gefahren sind zu erwarten?

Neben den zerstörerischen Windböen drohen von den Küsten meterhohe Wellen sowie eine Sturmflut. Weiter im Landesinneren wird vor allem der Regen gefährlich sein. Verbreitet sind zwischen 150 und 250 Liter pro Quadratmeter drin. Spitzenwerte können aber durchaus zwischen 400 und 500 Liter pro Quadratmeter liegen. Zum Vergleich: eine handelsübliche Badewanne hat vielleicht um die 150 Liter Fassungsvermögen. Das wären also zwischen einer und über drei Wannen voll, die es auf jeden Quadratmeter gibt. Und natürlich besteht die Gefahr von Erdrutschen und Überschwemmungen.

Wie ungewöhnlich sind solche schlimmen Stürme?

Im asiatischen und pazifischen Raum sind sie generell am häufigsten. Vor der Pazifikküste Mexikos sind sie in dieser Stärke hingegen sehr selten. Zusammen mit Hurrikan "Linda" aus dem Jahr 1997 ist "Patricia" in dieser Region der schlimmste Sturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und auch wenn es in der Meteorologie nicht immer zulässig oder sinnvoll ist, direkte Verbindungen zu ziehen, so gibt es bei "Linda" und "Patricia" doch eine Gemeinsamkeit, die die Stürme verbindet.

Welche ist das denn?

1997 war ein starkes El-Niño-Jahr. Und nach derzeitigem Stand steht auch jetzt (2015/2016) ein sehr ausgeprägtes El-Niño-Ereignis bevor.

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Und was ist El Niño genau und wie hängen die beiden Stürme dann zusammen?

El Niño ist ein Klima- und Wetterphänomen, das weltweite Auswirkungen hat und so einfach tatsächlich gar nicht zu erklären ist. Aber ein Aspekt ist beispielsweise, dass Teile des Pazifiks deutlich wärmer sind als normal. Das betrifft besonders die äquatornahen Bereiche. Und somit sind auch die Wasserflächen vor den Küsten Mexikos betroffen.

Von welchen Temperaturabweichungen sprechen wir denn?

Das sind aktuell etwa 2 bis 3 Grad. Und mehr Wärme bedeutet grundsätzlich auch mehr potenzielle Energie, was wiederum zu einer erhöhten Wirbelsturmaktivität beziehungsweise zu stärkeren Stürmen führen kann.

Welche Auswirkungen hat denn ein starkes El-Niño-Ereignis sonst noch?

Die Teleconnections - also die weltweiten Auswirkungen - sind einerseits schon recht vielfältig. Andererseits sind auch noch nicht alle Folgen erforscht. Sicher sind zum Beispiel ein wärmerer und nasserer südostasiatischer Raum sowie generelle Niederschlagsveränderungen - beispielsweise in Südamerika. Auch der Pazifik selber erfährt - außer der positiven Temperaturanomalie des Oberflächenwassers - im wahrsten Sinne des Wortes tiefgreifende Veränderungen. Die sogenannte Sprungschicht, die das Oberflächenwasser von den tieferen Wasserschichten trennt, verschiebt sich. Das wiederum wirkt sich auf die Fischverteilung aus. Gleichzeitig regnet es in einigen sonst trockenen Teilen Südamerikas, so dass aus eigentlich wüstenartigen Landstrichen fast schon blühende Landschaften werden. Das genaue Gegenteil betrifft dagegen Teile Indonesiens oder Afrikas, wo durch El Niño die Temperaturen ansteigen und Wald- und Buschbrände häufiger werden.

Wie sind die Folgen hier bei uns?

Nicht signifikant. Aber: durch die eben beschriebenen sowie noch weitere direkte Folgen könnte sich natürlich auch das Zirkulationsmuster der Atmosphäre vorübergehend verändern, was sich tatsächlich auch bei uns bemerkbar machen würde. Allerdings lässt sich da meines Wissens nach kein statistischer Zusammenhang ausmachen.

Dann - auch ohne statistischen Zusammenhang - die Frage nach unserem Wochenendwetter: Wie wird es denn?

Der Samstag startet zwar noch verbreitet mit Nebel oder Hochnebel. Später werden sich die trüben Schwaden aber mehr und mehr lichten und dann wird es vielerorts freundlich oder sonnig und trocken. Zäher könnten sich die Nebelfelder vor allem im Bereich Bodensee und Donau sowie in Hessen und im Nordwesten halten. Die meiste Sonne wird es in den Alpen, im Bereich Schwarzwald sowie vom Thüringer Wald bis nach Sachsen-Anhalt, Brandenburg und in die Lausitz geben. Und mit Sonne wird es auch am wärmsten mit 13 bis 17 Grad, an den Schwarzwaldausläufern örtlich bis 19 Grad. Wo es länger trüb bleibt, ist hingegen auch bei den Temperaturen schon bei rund 10 Grad Schluss.

Wie geht es am Sonntag weiter?

Bereits in der Nacht zum Sonntag ziehen im Nordwesten Wolken mit etwas Regen auf. Und die ziehen am Sonntag südostwärts weiter beziehungsweise ab. Somit bringt der Sonntag im Westen und Norden unseres Landes schon rasch Sonne und nur in Küstennähe sind noch einzelne Schauer drin. Ansonsten ist es besonders zu Beginn noch nasser und wolkiger. Alles in allem ist der Sonntag aber der schlechtere und kühlere Tag des Wochenendes mit meistens 10 bis 16 Grad.

Was erwartet uns in der nächsten Woche?

Montag und Dienstag ruhiges und trockenes Hochdruckwetter und wieder ansteigende Temperaturen. Am Dienstag häufig mit 12 bis 18 Grad, stellenweise sind in den westlichen Landesteilen sogar Spitzenwerte bis knapp 20 Grad nicht auszuschließen. Und auch wenn es danach derzeitig wieder etwas wechselhafter werden könnte: sowohl den Winter als auch Sturm und Dauerregen haben die Wettermodelle vorerst einmal nicht mit im Angebot.

Quelle: ntv.de

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