Veränderungen wegen Omikron Karagiannidis: Inzidenz bleibt maßgeblich
13.12.2021, 07:43 Uhr
Karagiannidis hält die Inzidenz für den wichtigsten Frühindikator.
(Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/Symbolbild)
Erst ist die Inzidenz der maßgebliche Wert für die Bewertung der pandemischen Lage, dann die Hospitalisierungsrate. Zuletzt gab es einen Schwenk zurück. Ein Mitglied des neuen Corona-Expertenbeirats betont nun, wie wichtig die Inzidenz besonders wegen Omikron ist - und schon immer war.
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis hat wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus wieder einen stärkeren Blick auf die Inzidenzwerte gefordert. "Die Inzidenz war und ist der maßgebliche Frühindikator", sagte Karagiannidis, der dem Corona-Expertenbeirat der Bundesregierung angehört, der "Augsburger Allgemeinen".
Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, war lange der Richtwert für politische Maßnahmen in der Corona-Pandemie. Lange wurde dann auf die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz geschaut. Der Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.

Christian Karagiannidis ist wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters und gehört dem neuen Corona-Gremium der Bundesregierung an.
(Foto: Kliniken Köln/Felix Schmitt)
Der ehemalige Kanzleramtschef Helge Braun hatte kürzlich vor dem Ausscheiden aus seinem Amt die Hospitalisierungsrate als maßgeblichen Indikator in der Praxis für gescheitert erklärt und gesagt, dass sie in der Theorie "eine gute Idee" gewesen sei. Die scheidende Regierung beschloss mit den Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder zuletzt dann auch Corona-Regeln, in denen die Inzidenz wieder besondere Berücksichtigung fand. Dieser Kurs wird nun von Karagiannidis aus dem neuen Expertengremium, auf das sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach stützen will, bestärkt.
"Eine ohne Meldeverzögerung erhobene Hospitalisierungsrate und Intensivbelegung mit Covid-19 sind wichtige zusätzliche Faktoren", sagte Karagiannidis. "Aber die Grenzwerte können oder werden für Omikron andere werden." Der Mediziner leitet das von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) geführte Register der Intensivkapazitäten in Deutschland.
Bei der Hospitalisierungsrate wird häufig kritisiert, dass sie zu spät anschlage. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek verteidigte indessen den neuen Richtwert und führte im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" die veränderten Rahmenbedingungen der Pandemie an: Der Inzidenzwert sei "nicht mehr so aussagekräftig wie zu Zeiten, als nur wenige Menschen geimpft waren". Er stehe deshalb nicht mehr im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen, wichtig sei die Belegung der Intensivbetten.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP