"Schnell reagieren können"Lehrer fordern Plan für Schul-Lockdown

In der Hälfte der Bundesländer fängt in der kommenden Woche die Schule wieder an. Der Deutsche Lehrerverband plädiert angesichts der drohenden Omikron-Welle dafür, Schulen für einen möglichen Lockdown zu wappnen. Die Bundesregierung will von generellen Schließungen aber nichts wissen.
Angesichts einer Zunahme schwerer Corona-Erkrankungen unter Kindern in den USA fordert der Deutsche Lehrerverband Vorbereitungen für mögliche Schulschließungen. "Sobald die fünfte Welle Deutschland erreicht, müssen wir schnell reagieren können", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem "Tagesspiegel". Sollten im Januar Distanz- und Wechselunterricht sowie Notbetreuung nötig werden, müssten die Pläne dafür jetzt in Gang gesetzt werden. Bis zur nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar könne man damit nicht warten.
Oberstes Ziel müsse es sein, bis zum Ende des Schuljahres so viel Regelunterricht wie möglich zu gewährleisten. Deshalb sei "ein kurzer, harter Schul-Lockdown besser, als dass wir die kommenden Monate immer wieder einzelne Schulen schließen müssen".
Zuletzt hatten Meldungen aus New York für Beunruhigung gesorgt, wo sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Kindern mit der Ausbreitung der Omikron-Variante vervierfacht hat. Zwischen 1. und 23. Dezember kamen 109 Kinder wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus, die Hälfte von ihnen war jünger als sechs. In dieser Altersgruppe können Kinder in den USA noch nicht geimpft werden.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, spricht sich derweil gegen Schulschließungen aus. "Zurzeit sehe ich keinen Anlass, über einen Lockdown der Schulen nachzudenken", sagte er dem "Tagesspiegel". Es sei davon auszugehen, dass die Booster-Impfkampagne und die aktuellen Kontaktbeschränkungen ausreichten, um die Omikron-Welle einzudämmen.
Verlängerung der Ferien ist Ländersache
Auch die Bundesregierung will über einen Schul-Lockdown derzeit nicht nachdenken. Erklärtes Ziel von Bund und Ländern "ist und bleibt es, dass die Kitas und Schulen offen bleiben und der für Kinder und Jugendliche so wichtige Präsenzunterricht weiterhin stattfinden kann", sagte ein Regierungssprecher auf die Frage, inwiefern die Bundesregierung den Ländern einen solchen Schritt empfehlen würde. Er verwies auf "psychische und soziale Herausforderungen und Folgen möglicher Schließungen". Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von der FDP hatte schon vorher betont, sie sehe Schulschließungen immer nur als letztes und auch regionales Mittel.
In der Hälfte der Bundesländer beginnt nach dem derzeitigen Ferienplan in der kommenden Woche wieder der Unterricht. Zuletzt war immer wieder über eine mögliche Verlängerung der Ferien diskutiert worden. Entscheidungen darüber treffen die Bundesländer selbst, da sie für Bildung und ihre Schulen selbst zuständig sind.