Unglück im Gehege Nashorn tötet Pflegerin im Salzburger Zoo
12.09.2023, 11:29 Uhr Artikel anhören
Nach einem Nashorn-Angriff im Salzburger Zoo, bei dem eine Pflegerin getötet und ein Pfleger schwer verletzt wurden, bleibt der Zoo geschlossen.
(Foto: picture alliance/dpa/APA)
Im Salzburger Zoo attackiert ein Nashorn zwei Menschen. Bei dem Angriff kommt eine 33-jährige Pflegerin ums Leben. Ein Pfleger versucht noch, ihr zu Hilfe zu kommen. Doch auch er wird attackiert.
Im Zoo Salzburg ist eine 33 Jahre alte, deutsche Tierpflegerin von einem 1,8 Tonnen schweren Nashorn angegriffen worden und zu Tode gekommen. Beim Versuch, das Tier zu verscheuchen, wurde ein weiterer Pfleger, ebenfalls von dem Nashorn angegriffen und schwer verletzt, teilte ein österreichischer Polizeisprecher in Salzburg mit.
Das Nashorn ging bei Routinearbeiten in seinem Gehege auf die Tierpflegerin los. Die aus Bayern stammende Frau wurde am Brustkorb verletzt und starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle, sagt die Geschäftsführerin des Zoos, Sabine Grebner. Der Pfleger erlitt laut Grebner einen Oberschenkelbruch. Der 34-Jährige wurde für eine Notoperation in ein Krankenhaus gebracht. Nach dem Unglück bleibt der Zoo an diesem Dienstag geschlossen, heißt es auf seiner Facebook-Seite.
"Wir sind natürlich tief bestürzt und geschockt", sagte Grebner. Die Pflegerin arbeitete seit 2014 im Zoo Salzburg und galt wie ihr österreichischer Kollege als sehr erfahren im Umgang mit Nashörnern. "Sie war immer sehr vorsichtig und sehr bedacht und hat ein extrem gutes Gespür für die Tiere gehabt", sagt die Chefin des Zoos. Die Frau sei getötet worden, als sie das Nashornweibchen namens Yeti mit einem Stift zum Schutz gegen Insekten eincremen wollte. Dies sei eine Routinearbeit, die zwischen März und Oktober täglich durchgeführt werde, sagte Grebner. Unklar ist noch, warum das 30 Jahre alte Tier die Frau angegriffen hat. Alle vier Nashörner im Zoo seien an die Pflege gewöhnt und würden sich bürsten lassen, auf Zuruf ins Innengehege kommen oder auch ohne Narkose Blutabnahmen dulden.
Bei plötzlichem Angriff "hilft keine Waffe"
Yeti ist ein 30 Jahre altes Nashorn, das in einem afrikanischen Tierreservat geboren wurde und seit 2009 im Zoo Salzburg lebt. "Es ist unser kooperativstes Nashorn" sagte Grebner. Normalerweise sei der Umgang zwischen Pflegern und diesem Weibchen sehr unkompliziert verlaufen. Nach dem tödlichen Vorfall will der Zoo nun untersuchen, ob das Tier vielleicht in der Nacht im Stall durch irgendein Vorkommnis aufgebracht worden sei. Der Zoo will prüfen, wie die Pflege der Nashörner verändert oder verbessert werden kann, und welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eventuell getroffen werden müssen. Der Zoo Salzburg sei wie andere Zoos für Notfälle mit Waffen, Narkosegewehren und Pfeffersprays ausgestattet. Doch bei einem so plötzlichen Angriff mit direktem Kontakt zwischen Tier und Mensch "hilft ihnen einfach keine Waffe", sagte Grebner.
Die Geschäftsführerin deutete an, dass Yeti als Vertreterin einer gefährdeten Tierart nicht eingeschläfert werden wird. Das Tier werde auch nicht von seinen Artgenossen um Zoo isoliert, denn die Pflege-Routine müsse beibehalten werden. Der Zoo soll zumindest am Dienstag geschlossen bleiben. Das Rote Kreuz bot Mitarbeitern und Angehörigen der Opfer psychologische Betreuung an. Laut Grebner war bislang in deutschsprachigen Zoos kein derartiger Angriff eines Nashorns vorgekommen.
Die Tierschutzorganisation Peta wies darauf hin, dass es in Deutschland und der Schweiz in den vergangenen Jahren tödliche Unfälle mit Raubkatzen gab. Die Organisation fordert das Ende der Zoo-Haltung von Wildtieren. Die "artwidrigen Haltungsbedingungen" seien unweigerlich mit Tierleid verbunden und führten häufig zu schweren Verhaltensstörungen, sagt eine Peta-Vertreterin. Tödliche Zwischenfälle mit Tieren in Zoos sind dennoch selten.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa