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Alfred Grosser wurde 99 Pionier der deutsch-französischen Beziehungen ist tot

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Alfred Grosser emigrierte mit seiner Familie 1933 aus Nazi-Deutschland nach Frankreich.

Alfred Grosser emigrierte mit seiner Familie 1933 aus Nazi-Deutschland nach Frankreich.

(Foto: picture alliance/dpa)

In den 1960er Jahren ist der Historiker und Politologe Alfred Grosser einer der Wegbereiter des Élysée-Vertrags. Jetzt stirbt er im Alter von 99 Jahren in Paris. Für sein Engagement hatte Grosser viele Auszeichnungen erhalten.

Alfred Grosser, Spezialist für deutsch-französische Fragen, ist tot. Der Politologe und Publizist starb im Alter von 99 Jahren in Paris, wie sein Sohn Pierre Grosser mitteilte. Alfred Grosser war einer der intellektuellen Wegbereiter des als Élysée-Vertrag bekannten deutsch-französischen Freundschaftsvertrags.

Er schrieb viele Bücher, in denen er den Deutschen half, die Franzosen zu verstehen - und umgekehrt den Franzosen die Deutschen erklärte. Für seine Rolle als Vermittler wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband sowie dem französischen Großkreuz der Ehrenlegion.

Grosser wurde am 1. Februar 1925 in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 1933 emigrierte er mit seiner Familie jüdischer Herkunft nach Frankreich, vier Jahre später nahm er die französische Staatsangehörigkeit an. Später konvertierte er zum Katholizismus. Der Publizist studierte in Paris Politikwissenschaft und Germanistik. Ab 1955 lehrte er am renommierten Institut d'études politiques de Paris und schrieb für viele Zeitungen politische Kolumnen.

Grosser als scharfer Kritiker bekannt

Zu seinem Verhältnis zu Deutschland und Frankreich sagte er einmal: In Frankreich gehöre er dazu, Deutschland begleite er von außen.

Grosser war ein scharfer Beobachter. Mit seiner Kritik hat er nie hinter dem Berg gehalten. Das deutsch-französische Verhältnis sei keine Liebesbeziehung, sagte er einmal in einem Interview in Paris. Und fügte hinzu: Als Frankreichs Präsident Charles de Gaulle 1963 den Élysée-Vertrag unterschrieb, sei es ihm nicht in erster Linie um Annäherung gegangen, sondern darum, Deutschland mit dem Vertrag aus dem Machtbereich der USA herauszuholen.

"Wir verlieren einen der ganz Großen. Von Frankfurt nach Paris hat niemand so sehr unseren Blick auf die deutsch-französische Versöhnung geprägt wie er", schrieb Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School in Berlin, auf X. "Alle Akteure der deutsch-französischen Freundschaft fühlen sich heute verwaist", schrieb François Delattre, der französische Botschafter in Berlin. Grosser sei ein "anspruchsvoller Pionier" der Beziehungen der beiden Länder gewesen.

Quelle: ntv.de, lar/dpa/AFP

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