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Anstalt in Rosenheim geschlossen Querdenker gründeten wohl eigene Schule

Im Landkreis Rosenheim gibt es eine sehr aktive Querdenker-Szene.

Im Landkreis Rosenheim gibt es eine sehr aktive Querdenker-Szene.

(Foto: imago images/imagebroker)

In Oberbayern gründen Maskengegner, Impfskeptiker und Querdenker in einem alten Bauernhof mutmaßlich eine eigene Schule. Die Behörden im Landkreis Rosenheim schließen die Anstalt. Bekannt ist, dass dort etwa 50 Kinder unterrichtet wurden.

Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim haben möglicherweise Vertreter aus der sogenannten Querdenker- und Reichsbürger-Szene versucht, eine eigene Schule aufzubauen. Die Bildungseinrichtung auf einem Bauernhof in Schechen wurde nach Hinweisen aus der Bevölkerung von den Behörden geschlossen. Die Betreiberin der illegalen Schule könne in die Querdenker- und Reichsbürger-Richtung eingeordnet werden, sagte der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp. Dies gehe aus den Unterlagen der Einrichtung hervor. "Es gibt einige eindeutige Hinweise auf den querdenker- und reichsbürger-typischen Sprachgebrauch", erläuterte er. Ob die Eltern der rund 50 an der Schule unterrichteten Kinder auch diesen Szenen zuzuordnen seien, könne aber noch nicht gesagt werden. Die Behörden hatten die Schule am Mittwoch geschlossen.

Am Montag habe es erste Hinweise gegeben, dass dort eine schulische Einrichtung in einem alten Bauernhof betrieben werde, erklärte der Sprecher. Die Einrichtung in Schechen soll Jungen und Mädchen aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurde, sei unklar.

Die Verbotsbescheide richten sich nach Angaben der Regierung gegen "eine private Vereinigung" sowie gegen eine Person, die nicht mehr als Lehrerin und Leiterin dieser Schule auftreten darf, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Auch die Eigentümer und Mieter des Hofes bekamen Bescheide, denn der heimliche Schulbetrieb auf dem maroden Anwesen verstieß demnach ferner gegen das Baurecht.

"Kräuterpädagogen und Schamanen"

Laut Bayerischem Rundfunk wies die Gründerin der nicht zugelassenen Bildungseinrichtung den Vorwurf zurück, dass es sich um eine "Querdenker-Schule" handele. Die Frau habe erklärt, es handele sich um eine russische Stiftungsschule. Unter den Eltern der Kinder seien "unter anderem Kräuter- und Musik-Pädagogen, aber auch Schamanen", berichtete der BR. Die Leiterin wolle nicht, dass ihr Name in der Berichterstattung genannt werde.

Vor dem Bauernhof war ein einfaches Schild mit der Aufschrift "Stiftung Freiheit braucht Mut" angebracht. Die Bildungseinrichtung wurde darauf als "Ort der ganzheitlichen Begegnung" bezeichnet. Bei den Schülern soll es sich um Kinder handeln, die wegen der verpflichtenden Coronatests und der Maskenpflicht von den Eltern vom Präsenzunterricht an verschiedenen Schulen abgemeldet wurden. In diesen Fällen müssen Kinder in Bayern derzeit von ihrer Schule im Distanzunterricht betreut werden, beispielsweise mit der Überlassung von Lehrmaterial und der Betreuung per Online-Videoschalte. "Im Fernunterricht war bislang nicht bekannt, dass die Kinder gefehlt haben", sagte Rupp.

Kein Antrag auf Genehmigung für Untergrund-Schule

Die Einrichtung in Schechen soll Schüler aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurde, sei unklar. Nach Einschätzung der Behörden hätte die Schule selbst bei einem Antrag auf den Betrieb einer privaten sogenannten Ersatzschule keine Genehmigung erhalten. Eine Nachbarin berichtete, dass der Hof bereits im Frühjahr neu bezogen worden sei. "Richtig viel los war die letzten beiden Monate", sagte Jacqueline S. Es seien bis zu 40 Autos zu dem ländlich gelegenen Anwesen gekommen. "Das kam uns etwas suspekt vor."

Nach ihren Angaben hätten sich Nachbarn darüber ausgetauscht, was dort los sei, zumal es sich um schulpflichtige Kinder gehandelt habe. Konkrete Hinweise auf Reichsbürger oder Querdenker habe es nicht gegeben. "Aber wir haben uns schon gedacht, dass es so was sein muss, weil die ja alle ohne Masken und auf engem Raum zusammen waren", meinte sie. Die Behörden hatten auch durch einen Elternteil selbst einen Hinweis auf die illegale Schule bekommen. Dieser habe sein Kind offiziell von einer staatlichen Schule abgemeldet und an der nicht zugelassenen Privatschule angemeldet, sagte Rupp. "Das war strategisch etwas blöd."

Ein aktives Querdenker-Milieu für eine solche Gründung gebe es im Raum Rosenheim durchaus, schreibt die SZ. Querdenker-Demonstrationen hatten dort in den vergangenen Monaten immer wieder regen Zulauf. Auch die für viele Querdenker typische Impfskepsis ist demnach in der Region weit verbreitet. So habe der Landkreis schon vor der Pandemie bei vielen Impfungen bayernweit immer wieder auf dem letzten Platz gelegen. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 179 liegt der Landkreis auf Platz vier der Hotspots in Deutschland.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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