Schwarzer Jogger erschossen Täter beschimpft regloses Opfer rassistisch
05.06.2020, 13:02 Uhr
Ahmaud Arbery wurde am 23. Februar erschossen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der unbewaffnete Jogger Ahmaud Arbery wird am 23. Februar erschossen. Die Täter erklären sich mit Selbstverteidigung gegen einen vermeintlichen Einbrecher. Doch daran gibt es zunehmend Zweifel. Der ermittelnde Beamte findet immer mehr Anzeichen für rassistische Motive der Täter.
Nach den Todesschüssen auf den unbewaffneten schwarzen Jogger Ahmaud Arbery im US-Bundesstaat Georgia soll einer der weißen Täter das am Boden liegende Opfer beschimpft haben. Travis M. habe über dem reglosen Körper von Arbery gestanden und ihn rassistisch beleidigt, sagte der ermittelnde Beamte Richard Dial unter Berufung auf die Zeugenaussage eines weiteren Tatverdächtigen bei einer Anhörung vor Gericht.
Der Fall hatte Anfang Mai in den USA für Empörung gesorgt, nachdem ein Video von der Tat, die mehr als zwei Monate zuvor stattfand, aufgetaucht war und Fragen über mögliche Verfehlungen beim Umgang der Justizbehörden mit dem Fall aufwarfen. Der 25-jährige Afroamerikaner Ahmaud Arbery war am 23. Februar nahe der Stadt Brunswick erschossen worden. Zuvor war er laut den Ermittlungsbehörden von dem Weißen Travis M., dessen Vater Gregory, sowie William B., der die Tat filmte, verfolgt worden.
Das Video zeigt, wie Arbery um den Kleintransporter der Verdächtigen laufen will. Daraufhin kommt es zu einer Auseinandersetzung mit Travis M., der ein Gewehr in der Hand hält. Dann fallen mehrere Schüsse und Arbery fällt zu Boden. Gregory M. gab der Polizei zufolge an, Arbery für einen Einbrecher gehalten zu haben. Er habe deswegen zu seinem Revolver gegriffen und zusammen mit seinem Sohn die Verfolgung aufgenommen. Arbery habe seinen mit einem Gewehr bewaffneten Sohn dann aber "gewaltsam angegriffen".
Der erste mit dem Fall befasste Staatsanwalt hatte das Vorgehen der beiden Verdächtigen als legitim eingestuft und eine Festnahme nicht für nötig gehalten. Die Tat und der Umgang der Justizbehörden mit dem Fall sorgte bei Politikern und Prominenten für Empörung. Travis M. hat dem ermittelnden Beamten Dial zufolge häufig Hass auf Afroamerikaner geäußert und sich rassistisch in Textnachrichten und Onlinediensten geäußert.
"Er lief, bis er nicht mehr laufen konnte"
Dial glaubt deshalb nicht an die Version der Selbstverteidigung von M. "Ich glaube, es war Selbstverteidigung von Herrn Arbery", sagte Dial bei der Anhörung. "Ich glaube, Arbery wurde verfolgt und er lief, bis er nicht mehr laufen konnte." Die drei Tatverdächtigen werden des Mordes beschuldigt. Ihnen droht auch eine Anklage wegen Hassverbrechen.
Die Gerichtsverhandlung fand inmitten der landesweiten Proteste wegen des Todes des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis statt. Seit vergangener Woche gehen Menschen in den USA auf die Straße, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren. Im Zuge der Proteste kam es immer wieder zu schweren Ausschreitungen mit Angriffen auf Polizisten, Brandstiftungen und Plünderungen.
Quelle: ntv.de, tno/AFP