Panorama

Drosten sieht Boostern als Weg "Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften"

"In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt", so Drosten.

"In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt", so Drosten.

(Foto: picture alliance/dpa)

In der aktuellen Corona-Lage von einer Pandemie der Ungeimpften zu sprechen, hält Christian Drosten für falsch. "Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen", sagt der Virologe. Angesichts der steigenden Fallzahlen hält er kontakteinschränkende Maßnahmen für unausweichlich.

Der Virologe Christian Drosten hält nichts davon, von einer Pandemie der Ungeimpften zu sprechen. "Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie. Und wir haben Menschen, die noch sehr gefährdet sind, die älteren Ungeimpften", sagte der Chefvirologe der Berliner Charité in einem Interview mit der "Zeit". Bei den über 60-Jährigen liege die Quote bei den vollständig Geimpften bei 86 Prozent. "Das ist irrsinnig, das ist wirklich gefährlich", sagte Drosten weiter.

Das Problem bei der Delta-Variante des Coronavirus sei, dass sie sich trotz Impfschutz verbreite. Nach zwei, drei Monaten beginne der Verbreitungsschutz zu sinken. Gerade die älteren Altersgruppen seien bereits im Frühjahr geimpft worden. "Die verlieren jetzt allmählich ihren Verbreitungsschutz, und sie werden immer mehr", sagte Drosten. "Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen - auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger."

Um den Impfschutz zu erhalten, sei eine Auffrischung nötig. "Was man jetzt noch machen könnte, wäre, mit großem Elan eine Booster-Aktion durchzuführen, eine Kampagne für Drittimpfungen bei allen, die jetzt schon geimpft sind, beginnend bei den Alten", sagte Drosten. "Damit würde man wahrscheinlich zumindest für die Dauer des Winters den Herdenschutz gewährleisten."

Da es immer noch eine große Anzahl von Menschen gibt, die sich nicht impfen lassen, hält der Virologe strengere Einschränkungen für unausweichlich. "Mangels Alternativen wird man wegen der Ungeimpften wieder in kontakteinschränkende Maßnahmen gehen müssen", sagte Drosten. Übrig bleibe dann das 2G-Modell, "also ein Lockdown für Ungeimpfte". Ob diese Maßnahme jedoch in den kommenden Wochen die Inzidenz senkt, daran hat der Virologe Zweifel. "In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt", so Drosten.

Quelle: ntv.de, chf

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