Neue Spitze komplett AfD wählt fünf Neue in den Vorstand
29.06.2024, 21:40 Uhr Artikel anhören
Gruppenfoto mit Dame: Im neuen Vorstand ist Alice Weidel die einzige Frau.
(Foto: dpa)
Bislang stand Essen für Chaos in der AfD: Dort entmachtete die Partei 2015 ihren Vorsitzenden Bernd Lucke. Dieses Mal verläuft der Parteitag diszipliniert, jedenfalls bislang. Die Vorstandswahlen gehen geräuschlos über die Bühne.
Die AfD hat fünf von vierzehn Posten in ihrem Bundesvorstand neu besetzt. Bei einem Bundesparteitag in Essen bestätigten die Delegierten am Samstag relativ geräuschlos die Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel für weitere zwei Jahre im Amt. Beide konnten ihr Abstimmungsergebnis im Vergleich zur zurückliegenden Vorstandswahl vor zwei Jahren deutlich verbessern. Im neuen Vorstand ist Weidel nun die einzige Frau.
Nur einer von drei Stellvertreterposten wurde in Essen neu besetzt. Für die Bundestagsabgeordnete Mariana Harder-Kühnel aus Hessen, die nicht wieder antrat, rückte ihr nordrhein-westfälischer Fraktionskollege Kay Gottschalk in die zweite Reihe der Partei vor. Gottschalk war früher bereits AfD-Vize. Er erhielt knapp 62 Prozent der Stimmen. Sein Gegenkandidat, der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel, kam auf 30 Prozent.
Bei den beiden anderen Stellvertreterposten hinter Alice Weidel und Tino Chrupalla gab es keine Veränderungen: Stephan Brandner und Peter Boehringer wurden ohne Gegenkandidaten mit 90,77 und 85,35 Prozent klar im Amt bestätigt. In den Zahlen sind Enthaltungen dabei jeweils nicht mitgerechnet.
Die AfD freut sich auf "Donald"
Marc Jongen, der von Chrupalla vorgeschlagen wurde, setzte sich mit knapp 55 Prozent als Beisitzer gegen Christina Baum durch, die als Vertreterin des Rechtsaußen-Flügels der Partei gilt und sich in ihrer Bewerbungsrede gegen "Duckmäusertum" aussprach. Jongen ist ehemaliger Bundestagsabgeordneter und gehört dem neu gewählten Europaparlament an. Er sagte, er hoffe auf einen Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl: "Donald will be great again - und wir freuen uns darauf."
Schatzmeister Carsten Hütter, Schriftführer Dennis Hohloch und Beisitzer Martin Reichardt wurden jeweils ohne Konkurrenz im Amt bestätigt. Gegen einen Landtagsabgeordneten aus Bayern setzte sich Roman Reusch durch, der nunmehr Beisitzer bleibt. Der Jurist betonte, die AfD brauche seine Expertise, da er sich weiterhin um die Auseinandersetzung mit dem Verfassungsschutz kümmern könne. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall.
Alexander Jungbluth aus Rheinland-Pfalz ersetzt Harald Weyel, der nicht mehr angetreten war, als stellvertretender Schatzmeister. Neu im Bundesvorstand sind auch die Beisitzer Dirk Brandes aus Niedersachsen und Heiko Scholz, der dem hessischen Landtag angehört.
Einen Beisitzerposten konnte sich auch der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative (JA), Hannes Gnauck, sichern. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht heißt es zur Nachwuchsorganisation der AfD: "Die Ideologie der JA ist durch einen ethnisch-kulturell geprägten Volksbegriff bestimmt, der im Widerspruch zum Volksverständnis des Grundgesetzes steht."
Bis vor wenigen Wochen gehörte Maximilian Krah dem AfD-Vorstand an. Er war aber kurz vor der Europawahl aus dem Führungsgremium zurückgetreten. Hintergrund waren umstrittene Äußerungen Krahs und ein darüber entbrannter Streit mit der französischen Rechtspartei Rassemblement National, zuvor war er bereits wegen möglicher Russland- und China-Kontakte unter Druck geraten. Ein Mitarbeiter Krahs wurde unter Spionageverdacht zugunsten Chinas festgenommen.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa