Politik

Spur führt von Chemnitz nach Rakka Al-Bakr hatte womöglich Kontakt zum IS

Nach dem Selbstmord des Terrorverdächtigen versuchen die Ermittler mühsam, seine letzten Wochen zu rekonstruieren.

Nach dem Selbstmord des Terrorverdächtigen versuchen die Ermittler mühsam, seine letzten Wochen zu rekonstruieren.

(Foto: AP)

Der mutmaßliche Terrorist Jaber al-Bakr könnte einen engeren Bezug zum sogenannten Islamischen Staat haben als bisher vermutet. Chatprotokolle lassen die Deutung zu, er sei durch Terroristen gesteuert worden - und es gibt weitere Indizien.

Der aus Syrien stammende Jaber al-Bakr, der offenbar einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant hatte, soll nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" in einer engeren Beziehung zu der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) gestanden haben als bisher angenommen. Demnach sind Chatprotokolle mit Männern aufgetaucht, die aus der syrischen Stadt Rakka stammen oder sich zumindest dort aufhalten sollen. Eben dort liegt seit 2014 das Hauptquartier der Terroristen.

Al-Bakr, der zuletzt in Chemnitz lebte und sich nach seiner Verhaftung das Leben genommen hatte, tauschte sich laut "SZ" bei Facebook unter anderem mit einer Person aus, die sich "Der Unbekannte aus al-Raqqawi" genannt haben soll. Einem Insider zufolge solle das bedeuten, dass der Mann aus dem syrischen Rakka stamme.

Die Zeitung beruft sich zudem auf einen Vermerk von Ermittlern des Bundeskriminalamts: Die freiwillige Nutzung des Namenszusatzes "al-Raqqawi" lasse darauf schließen, dass sich die betreffende Person "ideologisch" mit den "derzeitig herrschenden Machtverhältnissen" in ihrer Heimat identifiziere. Daraus könne vermutlich geschlussfolgert werden, dass auch al-Bakr sich mit der Einstellung seines Chatpartners identifiziert habe.

Hinweis auf Finanzierung?

Zwar stellen die Ermittler nicht zwingend eine Verbindung zum IS her, der Schluss ist allerdings zulässig. So könne es sein, dass der Syrer vom IS lose gesteuert worden sei. Etwa einen Monat vor dem geplanten Anschlag auf Ziele, die der 22-Jährige zuvor ausgespäht hatte, fielen in dem Chat mögliche Codeworte wie "Ich will nur das, was wir beide denken".

Die Gespräche weisen außerdem daraufhin, dass al-Bakr Geld von den Terroristen erhalten haben könnte. "Bruder, ich wollte dich nach der Karte fragen", soll laut "SZ" der Mann geschrieben haben, den die Ermittler offenbar für al-Bakr halten. Danach soll er angefügt haben: "Die Master Card".

Der mutmaßliche Attentäter hatte mit einer Kreditkarte, die auf den Namen Shadi A. ausgestellt war, eine Reihe von Einkäufen im Internet bezahlt, etwa bei Amazon oder in Online-Shops von Baumärkten. Dabei soll es sich auch um Bauteile für die Bombe handeln, die er später nach einer Anleitung aus dem Internet fertigte. Zuletzt hatte er damit kurz vor seiner Verhaftung einen Rollkoffer bestellt.

Die nun aufgetauchten Protokolle geben auch eine Erklärung dafür, wie die Behörden al-Bakr möglicherweise auf die Spur gekommen sein könnten. In den Gesprächen verwendete al-Bakr laut der Zeitung immer wieder Pseudonyme – nur einmal soll er, möglicherweise aus Versehen, seinen richtigen Namen genannt haben. Für die amerikanischen Sicherheitsexperten soll das der entscheidende Hinweis auf den Mann, der als Flüchtling in Deutschland lebte, gewesen sein.

Quelle: ntv.de, jgu

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