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Internationale Reaktionen Ankara und Riad rufen zur Zurückhaltung auf

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Israel fliegt seit dem Morgen Vergeltungsangriffe auf Ziele im Gaza-Streifen.

Israel fliegt seit dem Morgen Vergeltungsangriffe auf Ziele im Gaza-Streifen.

(Foto: REUTERS)

Vertreter der arabischen Welt rufen Israel und die Hamas zur Zurückhaltung auf. Beide Länder haben jüngst versucht, ihre Beziehungen zu Jerusalem neu zu ordnen und zu einer Art Normalisierung zu kommen. Moskau fordert derweil eine sofortige Waffenruhe und Verhandlungen.

Die Türkei hat wegen des Großangriffs der Hamas auf Israel alle Seiten zur Mäßigung aufgerufen. "Wir rufen die Parteien dazu auf, angesichts der Ereignisse in Israel heute Morgen mit Zurückhaltung zu handeln und von impulsiven Schritten, die die Spannungen verschärfen, abzusehen", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Saudi-Arabien forderte zu einem "sofortigen Ende der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern" auf. Man verfolge die beispiellosen Entwicklungen zwischen mehreren palästinensischen Gruppen und der israelischen Besatzungsmacht, die zu viel Gewalt geführt hätten. Beide Länder hatten sich zuletzt mit Israel angenähert. Im Fall Riad hatten die USA eine Entspannung vermittelt. Auch Katar rief zur Mäßigung auf. Allerdings gab das Golf-Emirat allein Israel die Schuld für die Eskalation.

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Aus Moskau kamen Forderungen nach einem Ende der Gewalt. Moskau fordere die Konfliktparteien zu einer "sofortigen Waffenruhe" sowie zur "notwendigen Zurückhaltung" auf, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Anschließend müsse mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ein "Verhandlungsprozess" in Gang gebracht werden, um einen "umfassenden, dauerhaften und lang erwarteten Frieden" zu erreichen.

Ankara vermittelt zwischen Palästinensergruppen

Noch ist unklar, wie sich der Hamas-Angriff auf die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem auswirken wird. Zu den kritischen Punkten gehört auch die Unterstützung Ankaras für die im Gazastreifen herrschende Hamas. Erdogan, der sich als Fürsprecher der Muslime weltweit versteht, kritisierte Israels Vorgehen in den Palästinensergebieten häufig scharf und schlug dabei immer wieder auch antisemitische Töne an.

Die seit einiger Zeit andauernde Annäherung geschieht wohl auch unter ökonomischen Vorzeichen. Die Türkei steckt in einer Währungskrise und ist auf ausländisches Kapital angewiesen. Erdogan hatte Ende September Pläne bestätigt, in naher Zukunft nach Israel reisen zu wollen. Dem solle ein Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Türkei vorausgehen. Im Juli hatte Erdogan den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und den Hamas-Vorsitzenden Ismail Hanija in Ankara zu Gesprächen über eine Versöhnung zwischen den beiden rivalisierenden Palästinensergruppen empfangen.

Riad und Jerusalem verhandeln

Anfang der Woche war der israelische Kommunikationsminister Schlomo Karhi zu einem Besuch nach Saudi-Arabien gereist. Der Minister der rechtskonservativen Regierungspartei Likud hatte an einem Kongress des Weltpostvereins teilgenommen. Erst im vergangenen Monat hatte erstmals ein israelischer Minister anlässlich einer UN-Veranstaltung den Golfstaat besucht. Offiziell hat Riad keine Beziehungen zu Israel, verdeckt arbeiten beide Länder aber in Sicherheitsfragen schon länger zusammen.

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Derzeit laufen Verhandlungen beider Länder unter US-Vermittlung über eine Normalisierung der Beziehung. Die USA sind Schutzmacht Israels und auch für Saudi-Arabien ein wichtiger Verbündeter. Bis vor rund zwei Jahren unterhielten nur zwei arabische Staaten - Ägypten und Jordanien - diplomatische Beziehungen zu Israel. Im September 2020 vereinbarte Israel dann unter US-Vermittlung die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Bahrain. Marokko und der Sudan kündigten solche Schritte danach ebenfalls an.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte zuletzt dem US-Sender Fox News bestätigt, dass Saudi-Arabien und Israel auf dem Weg einer Normalisierung ihrer Beziehungen sind. "Wir kommen dem jeden Tag näher, es scheint zum ersten Mal etwas wirklich Ernsthaftes zu sein", sagte der Kronprinz. Netanjahu sprach von einem möglichen Zeitrahmen von "einigen Monaten" für eine Einigung unter US-Vermittlung.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/AFP

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