"Medizinischer Bedarf enorm" Ärzte ohne Grenzen stellen Arbeit in Klinik im Sudan ein
10.01.2025, 09:50 Uhr Artikel anhören
Die Arbeit im Baschair-Krankenhaus in Khartum ist ohne die nötige Sicherheit nicht möglich, erklärte MSF-Koordinatorin Claire San Filippo.
(Foto: dpa)
Das Baschair-Krankenhaus im Süden der sudanesischen Hauptstadt gehört zu den letzten Krankenhäusern mit kostenloser medizinischer Versorgung. Die Ärzte ohne Grenzen helfen im letzten halben Jahr, über 25.500 Menschen zu versorgen. Wegen Angriffen muss die Organisation die Arbeit nun einstellen.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) stellt ihre Arbeit in einem wichtigen Krankenhaus in Sudans Hauptstadt Khartum vorerst ein. Grund dafür sind anhaltende Angriffe auf Patienten und Mitarbeiter des Baschair-Krankenhauses, wie die Organisation bekannt gab.
Das Baschair-Krankenhaus ist eine der letzten funktionierenden Kliniken im Süden Khartums, wo es kostenlose medizinische Versorgung gibt. Zwischen Mai 2023 und Dezember 2024 wurden 25.585 Patienten in der Notaufnahme behandelt, 9000 davon mit Gewaltverletzungen wie Schusswunden, wie MSF mitteilte. Seit Ende September sei die Zahl von Verletzten im Zuge der Eskalation der Kämpfe stark angestiegen. Gleichzeitig gab es demnach wegen Schließungen anderer Gesundheitseinrichtungen durch Angriffe einen erhöhten Andrang.
"Das Leid, das wir in Khartum erleben, ist enorm. Jeden Tag kommt es zu extremer Gewalt, der medizinische Bedarf ist überwältigend. Die Verletzungen sind oft entsetzlich. Vorfälle, in denen zahlreiche Verletzte auf einmal eingeliefert werden, sind schon fast Routine", sagt Nothilfekoordinatorin im Sudan, Claire San Filippo. Es sei jedoch nicht möglich, die Arbeit ohne die nötige Sicherheit fortzusetzen.
Unter anderem waren laut MSF mehrfach Bewaffnete in das Gebäude eingedrungen und hatten unter Androhung von Gewalt bevorzugte Behandlungen eingefordert. Die Klinik liegt in einem Gebiet, das von der sudanesischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) und ihrem Anführer Mohamed Hamdan Daglo kontrolliert wird. Dieser führt seit April 2023 einen erbitterten Machtkampf mit Sudans De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan. Weite Teile des Landes sind zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen aufgeteilt und weitgehend von der Welt abgeschottet.
Ende Dezember erreichten UN-Hilfskonvois erstmals den Süden der Hauptstadt. Schätzungen zufolge sind mehr als 24,6 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - von Hungersnot bedroht. Auch löste der Konflikt UN-Angaben zufolge die größte Flüchtlingskrise der Welt aus - mehr als zwölf Millionen Menschen flohen vor den Kämpfen innerhalb des Sudan und in die Nachbarstaaten.
Quelle: ntv.de, gri/dpa