Autobombe während EM-Finale Al-Shabaab tötet wohl elf Menschen in Somalia
15.07.2024, 07:52 Uhr Artikel anhören
Die Terrororganisation Al-Shabaab kontrolliert einige ländliche Regionen in Somalia.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Radikale Islamisten lehnen nicht nur Musik, sondern auch sportlichen Wettkampf teils ab. Das treibt die Terrorgruppe Al-Shabaab in Somalia dazu, während des EM-Finales einen Anschlag auf ein Lokal zu verüben, in dem Fußball gezeigt wird.
Während der Übertragung des EM-Finales ist vor einem Café in der somalischen Hauptstadt Mogadischu eine Autobombe explodiert. Mindestens elf Menschen kamen ums Leben, Dutzende Besucher des stark besuchten Lokals wurden nach Angaben eines Polizeisprechers verletzt. In dem Café brach Panik aus. Unter den Todesopfern sind auch fünf Menschen, die an dem Lokal vorbeifuhren, als das davor stehende Auto explodierte, hieß es weiter.
Ein Polizeisprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei noch unklar, ob in dem Fahrzeug ein Selbstmordattentäter gesessen habe und ob zusätzlich bewaffnete Angreifer beteiligt waren. Zumindest sei die Bombe vor dem "Top Coffee Restaurant" detoniert, berichtete Somalias Nationale Nachrichtenagentur (Sonna). Die Zahl der Toten und Verletzten könne noch weiter steigen, befürchten die Ermittler. So war zunächst von fünf Todesopfern die Rede. Durch die Wucht der Explosion seien auch benachbarte Gebäude schwer beschädigt worden.
Das angegriffene Lokal ist beliebt bei Regierungsangestellten. Bisher hat keine Gruppe den Anschlag für sich reklamiert. Doch das Vorgehen und das Ziel tragen die Handschrift der radikalislamischen Terrormiliz Al-Shabaab, die seit Jahren einen blutigen Kampf in dem Land am Horn von Afrika führt. Erst am Samstag hatte eine Gruppe inhaftierter Al-Shabaab-Mitglieder in Mogadischu versucht, aus dem Zentralgefängnis der Hauptstadt auszubrechen. Sechs Menschen starben.
Bombenanschlag auch während WM-Finale 2010
Al-Shabaab lehnt Fußball, aber auch Musik, als "haram" (unrein) ab und hatte vor wenigen Monaten einen Anschlag während eines Fußballturniers in Mogadischu auf das dortige Stadion versucht. Dass ein Sportfinale im Zentrum eines Anschlags der Islamisten steht, ist nicht neu: Während der Fußballweltmeisterschaft 2010 zündete Al-Shabaab im ugandischen Kampala Bomben in einem Lokal, in dem mehrere hundert Menschen das WM-Finale verfolgten. Damals starben 74 Menschen.
Die mit dem Extremistennetzwerk Al-Kaida verbündete islamistische Terrororganisation Al-Shabaab kämpft seit 2007 gegen die von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Regierung Somalias. Aus der Hauptstadt Mogadischu und den anderen großen Städten waren die Shabaab-Kämpfer vor mehr als zehn Jahren vertrieben worden. Sie beherrschen aber weiter große ländliche Gebiete in dem ostafrikanischen Land und verüben immer wieder Anschläge, auch in Mogadischu.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP