"Ende des fossilen Zeitalters"? Baerbock bejubelt COP-Einigung - Klimaaktivisten enttäuscht
13.12.2023, 14:27 Uhr Artikel anhören
"Das ist ein Tag der großen Freude", sagt Annalena Baerbock.
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Ein klarer Ausstieg aus fossilen Energien schafft es nicht in das Abschlusspapier der UN-Klimakonferenz in Dubai. Stattdessen ist von einer "Abkehr" die Rede. Außenministerin Baerbock ist dennoch voll des Lobes. Nicht so überzeugt sind Vertreter kleiner Inselstaaten und Klimaaktivisten.
Außenministerin Annalena Baerbock hat sich hocherfreut über die Beschlüsse der UN-Klimakonferenz in Dubai geäußert. "Das ist ein Tag der großen Freude", sagte die Grünen-Politikerin. Viele auf der ganzen Welt hätten lange, lange auf eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas hingearbeitet. "Jetzt hat sich die Welt entschieden: Diese Klimakonferenz besiegelt de facto das Ende des fossilen Zeitalters."
Der Abschlusstext fordert die Staaten zwar auf, sich von den fossilen Energien abzuwenden, fiel aber schwächer aus als der zuvor diskutierte Plan für einen klaren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Das Ende der Fossilen werde im Abschlusstext nach Aussage Baerbocks klar und deutlich benannt, "sodass jeder, der rechnen kann, weiß, dass sich Investitionen in fossile Energien langfristig nicht mehr rechnen", sagte Baerbock. Darauf habe das "Team Deutschland" zwei Jahre lang hingearbeitet.
Der Abschlusstext sei nicht an jeder Stelle so klar und verbindlich, wie es sich Deutschland und die EU gewünscht hätten. "Aber am Ende braucht es bei Klimakonferenzen Einstimmigkeit - und zwar Einstimmigkeit von 198 sehr, sehr unterschiedlichen Ländern."
Westliche Industrieländer loben Kompromiss
"Der Weg in eine klimagerechte Zukunft ist endlich geebnet", schloss sich Wirtschaftsminister Robert Habeck an. Nun gelte es, diesen Moment zu nutzen und "die großen Chancen der Transformationen zu realisieren", erklärte Habeck. Entwicklungsministerin Svenja Schulze erklärte, von der Konferenz gehe ein "Signal der Einigkeit" aus, das "die Welt in diesen schwierigen Zeiten dringend gebraucht" habe. Umweltministerin Steffi Lemke bezeichnete den Beschluss als "guten Kompromiss". "Wir haben den Ausstieg aus dem fossilen und den Einstieg in das erneuerbare Zeitalter eingeleitet", erklärte Lemke.
Der US-Klimagesandte John Kerry pries das Abkommen als hoffnungsvolles Zeichen. In Zeiten der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen habe der "Multilateralismus" eine Weichenstellung für das "Allgemeinwohl" bewerkstelligt, sagte Kerry. Das "historische" Abkommen markiere den Beginn der "post-fossilen Ära", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Welt habe die Ziele der EU bestätigt, bis 2030 die erneuerbaren Energien zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.
Lob kam auch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Welt werde an einen Übergang ohne fossile Energien gebunden, indem die erneuerbaren Energien verdreifacht werden und die Schlüsselrolle der Kernkraft anerkannt werde, schrieb Macron bei X. "Das ist eine Premiere und ein Fortschritt für das Einhalten des Pariser Abkommens." Macron rief auf: "Lasst uns beschleunigen!"
Die Gruppe der arabischen Staaten nannte die Einigung einen "großen Erfolg". Der im Namen der Gruppe sprechende Leiter der saudi-arabischen Delegation, Albara Tawfik, äußerte "Dankbarkeit" und verwies auf die Erwähnung von Technologien zur Abscheidung und Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid im Text der Einigung.
Inselstaaten sind enttäuscht
Die besonders vom Klimawandel bedrohten kleinen Inselstaaten äußerten ihre Sorge über den Beschluss. Samoas Chefverhandlerin Anne Rasmussen sagte im Namen der kleinen Inseln, erreicht worden sei "ein schrittweiser Fortschritt", gebraucht werde aber ein "exponentieller Schritt zum Wandel".
Peking wies den Industriestaaten eine "unbestreitbare historische Verantwortung für den Klimawandel" zu. Der chinesische Vize-Umweltminister Zhao Yingmin erklärte, diese Länder "müssen daher die Führung übernehmen und den 1,5-Grad-Celsius-Pfad vor dem Rest der Welt einschlagen".
Marina Silva, die Umweltministerin des größten Staates Südamerikas erklärte, dass die reicheren Nationen in der Energiewende vorangehen und den Entwicklungsländern die "notwendigen Mittel" bereitstellen müssten, damit diese nachfolgen könnten.
Aktivist: "Endlich benennen wir den Elefanten im Raum"
Aktivisten verbanden Lob mit dem Ruf nach Nachschärfungen. Die Aufforderung zur Wende weg von Kohle, Öl und Gas könne "ein historischer Schritt werden - aber nur, wenn in den nächsten Jahren tatsächlich weltweit ein massives Herunterfahren von Kohle, Öl und Gas erfolgt", erklärte Christoph Bals von Germanwatch.
"Endlich benennen wir den Elefanten im Raum", erklärte Mohamed Adow von der Denkfabrik Power Shift Africa mit Blick auf die bislang in COP-Beschlüssen nicht ausdrücklich benannten fossilen Energien. "Dieser Geist kehrt nie wieder in die Flasche zurück."
Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future hingegen äußerte sich enttäuscht: "Uns geht es darum, dass wir uns an den Realitäten orientieren. Das würde bedeuten, dass wir aus fossilen Energien aussteigen", sagte Sprecherin Clara Duvigneau dem SWR. Es komme nun darauf an, was die Staaten aus dem in der Einigung festgelegten "Übergang" machten.
Quelle: ntv.de, jog/dpa