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Hubertus Heil bei Lanz "Der deutsche Maschinenbauer heiratet die künstliche Intelligenz"

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Heil will Anreize für mehr Tarifbindung setzen.

Heil will Anreize für mehr Tarifbindung setzen.

(Foto: IMAGO/Future Image)

Wie werden die Menschen in Deutschland in Zukunft arbeiten? Flexibler, aber nicht unbedingt weniger, glaubt Bundesarbeitsminister Heil. Die Vier-Tage-Woche sei jedenfalls kein Modell für alle, sagt er bei Markus Lanz. Für den Mindestlohn erwartet er "deutliche Anpassungen".

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil erwartet eine signifikante Erhöhung des Mindestlohns im kommenden Jahr. Im Gegensatz zu SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nennt er jedoch keine konkrete Summe. Kühnert hatte zuvor einen Mindestlohn von mehr als 13 Euro in der Stunde nicht ausgeschlossen.

Die Höhe des Mindestlohns festzulegen sei Aufgabe der Mindestlohnkommission, die im Sommer entsprechende Vorschläge machen werde, sagte der Sozialdemokrat Heil. "Der Mindestlohn wird sich weiterentwickeln. Und ich erwarte, dass es deutliche Anpassungen gibt", erklärte der Minister bei Markus Lanz im ZDF. Laut Heil liegt er bei 60 Prozent des mittleren Durchschnittseinkommens. Angesichts der aktuellen Inflation in Deutschland müsse der Mindestlohn den Menschen ermöglichen, von ihrer Arbeit leben zu können.

Heil fordert jedoch, dass die Löhne wieder öfter von Gewerkschaften und Arbeitgebern festgelegt werden. Dazu müssten wieder mehr Unternehmen Tariflöhne zahlen. Das sei im Moment lediglich bei 52 Prozent der Arbeitgeber der Fall. Heil: "Der Mindestlohn, so gut er auch sein mag, ist nur die zweitbeste Lösung." Der Minister will gesetzlich festlegen, dass Aufträge des Bundes nur an Unternehmen gehen, die nach Tarif bezahlen. "Das ist ein Anreiz für mehr Tarifbindung", so Heil.

Keine Vier-Tage-Woche für alle

Eine Vier-Tage-Woche, wie sie die SPD-Vorsitzende Saskia Esken fordert, lehnt Heil ab. "Sie kann keine Schablone für alles sein", sagte er bei Lanz. "Sie passt nicht auf alle Jobs und auf alle Realitäten." Heil setzt sich dagegen für flexiblere Arbeitsvolumen im Erwerbsverlauf der Beschäftigten ein. Dazu gehört für ihn eine Neubewertung von Auszeiten zum Beispiel für Weiterbildung oder Kindererziehung.

Klar ist für den Minister, dass sich die Arbeit in den nächsten Jahren durch künstliche Intelligenz deutlich verändern wird. "Durch künstliche Intelligenz haben wir aktuell eine hochdynamische Entwicklung der Arbeitswelt." Im Bundesarbeitsministerium ist eine Denkfabrik gegründet worden, die die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt untersucht. Die habe drei Szenarien vorhergesagt.

So gebe es Unternehmen, in denen die KI helfen könne, wettbewerbsfähig zu bleiben. Heil: "Der deutsche Maschinenbauer heiratet die künstliche Intelligenz. Wir müssen also dafür sorgen, dass die Potenziale, die es für Produktivität gibt, für neue Geschäftsmodelle abgerufen werden. Das ist eine Riesenaufgabe." So würden bestimmte Tätigkeiten in einzelnen Unternehmen nicht mehr von Menschen erledigt werden. Diese könnten dann an anderer Stelle eingesetzt werden.

Mancher gut Qualifizierte muss sich neu orientieren

In anderen Bereichen werden nach Meinung des Ministers gut qualifizierte Mitarbeiter durch künstliche Intelligenz ersetzt. Das sei zunächst bei Handel, Banken und Versicherungen der Fall. "Da geht es nicht um die Weiterbildung von Beschäftigten, sondern um Neuorientierung." Gleichzeitig prognostiziert Heil einen Boom an Arbeitsnachfrage im sozialen Bereich, zum Beispiel in Gesundheits- und Pflegeberufen oder in der Bildung. Hier könne KI die Menschen entlasten.

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"Künstliche Intelligenz wird uns auch helfen, ein Stück der Lücke zu schließen, die durch den Fachkräftemangel in den nächsten Jahren entsteht, wenn wir es richtig anfangen", erläuterte Heil. "Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber sie wird für viele Menschen anders sein. Und wir Politiker werden helfen müssen, dass die Menschen von heute auch die Arbeit von morgen leisten können."

Künstliche Intelligenz bietet für den Minister Chancen, aber auch Risiken. So koordiniere in mehreren Städten Süddeutschlands KI im Nahverkehr die Streckenplanung und den Personaleinsatz. "Das macht den Verkehr sicherer und es entstresst die Leute. Das ist richtig gut." Allerdings könne KI auch Gesundheitsdaten von Arbeitnehmern auswerten. "Das kann zu Überwachung und Ausbeutung führen. Dagegen muss eine Gesellschaft vorgehen", fordert Heil. "Wir müssen die guten Dinge nutzen. Wir müssen erreichen, dass die KI den Menschen dient und nicht umgekehrt."

Quelle: ntv.de

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