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"Sie brechen unsere Finger" Einberufungsbescheid nach Trauer um Nawalny

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Festnahme am vergangenen Freitag in Sankt Petersburg. Einige der Trauernden haben offenbar Einberufungen zur Armee erhalten.

Festnahme am vergangenen Freitag in Sankt Petersburg. Einige der Trauernden haben offenbar Einberufungen zur Armee erhalten.

(Foto: dpa)

Berichten zufolge zieht Russland zumindest vereinzelt Männer in die Armee ein, die nach dem Tod des Oppositionellen Alexej Nawalny öffentlich trauern. "Sie brechen unsere Finger, wenn wir [die Papiere] nicht unterschreiben", wird ein Mann aus Sankt Petersburg zitiert.

Mehrere Russen, die wegen der Teilnahme an provisorischen Gedenkfeiern für den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny festgenommen wurden, haben nach ihrer Entlassung aus der Haft Einberufungsbescheide erhalten. Das berichtet die englischsprachige "Moscow Times", deren Redaktion seit 2022 aus dem Exil in Amsterdam arbeitet.

Die Online-Zeitung beruft sich auf lokale russische Medienberichte. Sechs solcher Fälle habe es in Sankt Petersburg gegeben. "Sie brechen unsere Finger, wenn wir [die Papiere] nicht unterschreiben", wird ein Mann aus der Großstadt an der Ostsee zitiert. "In den Vorladungen heißt es, dass sich die festgenommenen Personen innerhalb weniger Tage beim Einberufungsamt melden müssen, um ihre Angaben zu überprüfen und sich zum Militärdienst anzumelden", schreibt ein russischer Telegramkanal namens Rotonda Media.

Nawalny war seit 2021 in Russland inhaftiert, sein Tod wurde am vergangenen Freitag bekannt. Er starb im Alter von 47 Jahren in einem Straflager am Polarkreis. Am Dienstag verteidigte ein Kreml-Sprecher das brutale Vorgehen des russischen Machtapparats gegen Trauernde. Die Uniformierten hätten ihre Aufgabe im Einklang mit den Gesetzen erfüllt, sagte Putin-Sprecher Dmitri Peskow.

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Es wäre nicht das erste Mal, dass Russland auf Proteste mit Einberufungen reagiert. Nach Angaben der russischen Nichtregierungsorganisation OVD-Info wurden in Russland in den Tagen nach Nawalnys Tod Hunderte festgenommen, weil sie an Denkmälern für die Opfer politischer Gewalt Blumen für den Oppositionellen niedergelegt hatten. Bis Montag hatten russische Gerichte in Eilverfahren mehr als 200 Strafen gegen öffentlich Trauernde verhängt, fast alle in Sankt Petersburg, wo mehr als 154 Menschen in eine Arrestzelle kamen.

Die Strafen vor den Gerichten in Petersburg ergingen laut den Protokollen wegen Störung der öffentlichen Ordnung nach unerlaubten Versammlungen auf einem öffentlichen Platz. Dafür drohen laut Gesetz in Russland Geldstrafen bis zu 20.000 Rubel, Pflichtarbeitsstunden für die Allgemeinheit oder bis zu 15 Tage Arrest.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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