"Gibt keine andere Möglichkeit" Medwedew möchte Ukraine zwischen EU und Moskau aufteilen
26.05.2023, 08:05 Uhr
Dmitri Medwedew weiß, was die Ukrainer denken.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Nur schwer lässt sich abschätzen, welches Ende der russische Angriff auf die Ukraine nehmen wird. Oder auch nicht, denn der frühere russische Präsident Medwedew kennt die Friedensformel bereits: Der Nachbar muss in einen europäischen und einen russischen Teil zerstückelt werden.
"Es gibt keine andere Möglichkeit", beendet Dmitri Medwedew seinen jüngsten Telegram-Beitrag. "Das ist jedem klar, auch wenn es einigen im Westen unangenehm ist, dies zuzugeben." Wovon spricht der frühere russische Präsident und heutige Scharfmacher von Kremlchef Wladimir Putin? Dem seiner Meinung nach wahrscheinlichsten Szenario, wie der Krieg in der Ukraine enden wird: mit der Aufteilung des Nachbarlandes zwischen Russland und der EU.
In einem längeren Beitrag skizziert Medwedew drei Szenarien für den Ausgang des Krieges. In der von ihm bevorzugten Variante verleibt sich Russland die östlichen und somit derzeit besetzten Gebiete der Ukraine ein. Die westlichen Regionen werden mehreren EU-Staaten zugeschlagen. Die Einwohner der zentralen Gebiete würden sofort ihre Selbstbestimmung einfordern, ist der Vizechef des russischen Sicherheitsrates überzeugt. Was nach Meinung von Medwedew in diesem Fall nichts anderes bedeuten kann, als den Beitritt zur Russischen Föderation zu beantragen. "Ihrem Antrag wird stattgegeben", finalisiert Medwedew seinen Friedensplan. "Der Konflikt endet mit ausreichenden Garantien, sodass er auf lange Sicht nicht wieder aufflammt."
Im Namen des Kreml macht Medwedew somit zum wiederholten Male klar, dass Russland nur dann zu einem dauerhaften Frieden in der Ukraine bereit ist, wenn es sich einen Großteil des Nachbarlandes einverleiben kann. Wenn ein Teil der Ukraine dagegen der EU oder der NATO beitreten sollte, sei mit einem Wiederaufflammen der Kampfhandlungen zu rechnen, behauptet der Vertraute von Kremlchef Putin - "mit der Gefahr, dass es schnell in einen vollwertigen dritten Weltkrieg übergehen kann."
Andere Varianten unrealistisch?
Bei einem für Moskau nach Medwedews Worten "temporär" annehmbaren Szenario würde die Ukraine vollständig zwischen EU-Ländern und Russland aufgeteilt, während in Europa eine ukrainische Exil-Regierung gebildet würde. Andere Varianten als diese drei seien unrealistisch, behauptet Medwedew. Ein möglicher Sieg der Ukraine kommt in seinen Ausführungen nicht vor.
Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen zerstörerischen Angriffskrieg in der Ukraine. Dabei erleiden die russischen Truppen nach westlicher Einschätzung hohe Verluste und konnten nur Regionen im Osten und Süden des Landes unter ihre Kontrolle bringen. Die vom Westen unterstützte Ukraine will kämpfen, bis russische Truppen aus den besetzen Gebieten vertrieben sind. Für die nächste Zeit wird eine ukrainische Gegenoffensive erwartet.
Quelle: ntv.de, chr/dpa