Aktion in Berlin in Vorbereitung Extinction Rebellion besetzt Pariser Kaufhaus
05.10.2019, 15:53 Uhr
Mehrere Hundert Menschen besetzten in Paris das Einkaufszentrum "Italie Deux".
(Foto: dpa)
Die radikale Klimagruppe Extinction Rebellion besetzt mit mehreren hundert Menschen ein Einkaufszentrum in Paris. Auch in Deutschland bereitet die Gruppe mehrere Aktionen vor, etwa Straßenblockaden in Berlin. Ein Experte hält die Organisation allerdings für überbewertet.
Demonstranten und Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben ein Einkaufszentrum im Südosten von Paris besetzt. Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich Medienberichten zufolge an dem friedlichen Protest in dem Shoppingzentrum "Italie Deux" im 13. Arrondissement.
Die Demonstranten blockierten unter anderem die Zugänge für Kunden und errichteten Barrikaden. Ziel sei es, das Einkaufszentrum so lange wie möglich zu besetzen, teilte Extinction Rebellion in Frankreich mit. Die Gruppe will damit nach eigenen Angaben die Untätigkeit der Regierungen bei der Bekämpfung des Klimawandels anprangern. Sogenannte Bürgerversammlungen der Demonstranten würden gemeinsam darüber entscheiden, wie und wie lange der Protest fortgesetzt werde, so die Gruppe. Die Demonstration blieb zunächst friedlich.
Extinction Rebellion (auf Deutsch etwa: Rebellion gegen das Aussterben) kommt ursprünglich aus Großbritannien. Ableger gibt es aber auch in anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland. Ab Montag plant die Gruppe in Berlin und etlichen anderen Städten weltweit Aktionen.
Am Samstag begann der Aufbau eines Klimacamps vor dem Kanzleramt in der deutschen Hauptstadt. Dort will die Gruppe von Sonntag an unter anderem Workshops und Arbeitsgruppen abhalten, wie eine Sprecherin sagte. Die ersten Gruppen seien bereits angereist. Insgesamt werden demnach mehrere Tausend Menschen erwartet. Laut Polizei waren 6000 Teilnehmer für die Versammlung bis zum 13. Oktober angemeldet. Extinction Rebellion will am Montag auch den Straßenverkehr in der Hauptstadt behindern - etwa am Potsdamer Platz. Die Bewegung fordert von der Bundesregierung unter anderem, den Klimanotstand auszurufen und den CO2-Ausstoß bis 2025 auf null zu senken.
"Mehr Schein als Sein"
Die geplante Blockade erhöhe die Gefahr einer Eskalation, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, der "Passauer Neuen Presse". "Dabei ist der Klimawandel eine Menschheitsaufgabe, die sich nur im Konsens lösen lässt." Sein Fraktionsvorsitzender Christian Lindner sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", Gruppierungen wie Extinction Rebellion riefen zur Verkehrsblockade in Städten auf. Autos würden beschädigt und die Besitzer beschimpft. "Trotz der Bedeutung des Klimaschutzes hört für mich das Verständnis auf, wenn Gewalt angewendet wird."
Nach Ansicht des Protestforschers Dieter Rucht ist Extinction Rebellion in Deutschland bislang eine relativ kleine Gruppe. "Extinction Rebellion ist ein Stück weit aufgeblasen, mehr Schein als Sein", sagte er. Das zeige sich auch an "vollmundigen Ankündigungen" zur Mitgliederzahl und Anzahl der nationalen Verbände. Die von der Gruppe genannten Zahlen seien "nicht unbedingt durch die Realität gedeckt".
Zu den jüngsten Aktionen der Gruppe in Berlin sei je nur eine kleine Gruppe von Aktivisten gekommen, erklärt Rucht weiter. Dennoch habe es die Gruppe mit ihren Protestaktionen stets in die Medien geschafft, was für eine gewisse Professionalität spreche. Rucht verglich den Aufbau der Bewegung mit einem Franchise-System: So genügten wenige Klicks, um auf der Internetseite als Ortsgruppe in Gründung genannt zu werden. Auf diese Weise erweckten die Aktivisten den Eindruck, dass die Bewegung mit vielen Ortsgruppen weltweit präsent ist. "Aber die Präsenz ist weitgehend eine Webpräsenz und keine physische Präsenz."
Quelle: ntv.de, mli/dpa