Politik

Homo-, Bi- und Transsexuelle Grüne wollen mehr Blutspender zulassen

Die Ärztekammer hat ihre Richtlinie zur Blutspende bereits 2017 neu formuliert.

Die Ärztekammer hat ihre Richtlinie zur Blutspende bereits 2017 neu formuliert.

(Foto: picture alliance/dpa)

Homosexuelle Männer und transgeschlechtliche Menschen dürfen nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr abstinent gelebt haben. Die Grünen finden das diskriminierend und fordern, die Regelung abzuschaffen. Der Antrag liegt RTL und ntv exklusiv vor.

"Spende Blut, rette Leben", so wirbt das Deutsche Rote Kreuz für mehr Blutspenden in Deutschland. Werbung ist dringend nötig. Etwa 14.000 Blutspenden werden laut Deutschem Roten Kreuz deutschlandweit jeden Tag gebraucht, aber die Zahl der Spender ist gering. Jedes Jahr fallen demnach 100.000 aktive Spender aus, aufgrund ihres Alters oder wegen Krankheit. Vor allem seltene Blutgruppen fehlen. Und trotzdem sind einige Personengruppen vom Blutspenden so gut wie ausgeschlossen: homo- und bisexuelle Männer sowie transgeschlechtliche Personen zum Beispiel.

Sie gelten als sogenannte Risikogruppe und dürfen nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang überhaupt keinen Sex hatten. Die Fraktion der Grünen im Bundestag lehnt das ab und fordert jetzt die "Diskriminierung von Homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen bei der Blutspende" zu beenden. Der entsprechende Antrag wird am Nachmittag in der Fraktionssitzung beschlossen und liegt RTL und ntv exklusiv vor.

"Die aktuelle Praxis bei der Blutspende diskriminiert homosexuelle und transgeschlechtliche Menschen", sagt Sven Lehmann, queer-politischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion. "Ob der Spender in einer monogamen Beziehung lebt oder nur Safer-Sex praktiziert, spielt dabei keine Rolle. Das ist eine grobe Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern und sachlich nicht zu begründen."

Keine Personen pauschal ausschließen

Im Jahr 2017 hat die Ärztekammer die Richtlinie zur Blutspende neu formuliert. Vorher waren homosexuelle und transgeschlechtliche Menschen komplett ausgeschlossen, ebenso wie Prostituierte. Sie gelten als Personen mit sogenanntem sexuellen Risikoverhalten, damit hätten sie ein höheres Risiko für HIV- oder Hepatitis-Infektionen, so die Begründung. Im Antrag der Grünen heißt es, die Sicherheit für alle Empfänger von Blutspenden müsse oberste Priorität haben. "Das wird erreicht, indem tatsächliche Risiken nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen rational abgewogen werden."

Dabei geht es der Partei auch darum, nicht ganze Personengruppen pauschal auszuschließen; erst recht nicht in Zeiten, wo immer mehr Blutspender gebraucht werden. "Individuelles Risikoverhalten und nicht die sexuelle Identität muss die Grundlage der Risikoeinschätzung sein", sagt Sven Lehmann. "Die ganze Widersprüchlichkeit zeigt sich darin, dass die Organspende von schwulen und bisexuellen Männern anscheinend im Vergleich zur Blutspende kein Problem darstellt."

Pro Jahr werden in Deutschland etwa fünf Millionen Blutkonserven eingesetzt. Jede einzelne wird vor dem Einsetzen auf HIV, Hepatitis und Syphilis überprüft. 99,9 Prozent aller Konserven gelten als sicher. Der Antrag der Grünen wird am Nachmittag in der Fraktion beschlossen und soll dann in den Bundestag eingebracht werden.

Quelle: ntv.de

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