Versäumnisse vor Hamas-AngriffIsraelische Armee entlässt mehrere Generäle

Ein Expertenbericht lastet israelischen Sicherheitsbehörden kürzlich systematisches Versagen in Bezug auf die Abwehr des verheerenden Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 an. Die Armee entlässt nun hochrangige Offiziere - was in der Regierung nicht gut anzukommen scheint.
Wegen des Vorwurfs von Versäumnissen vor dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hat die israelische Armee drei ihrer Generäle entlassen. Die Betroffenen seien nicht mehr länger Teil der Armee und würden auch aus dem Reservekader gestrichen, teilte Armeechef Ejal Samir mit. Er wirft den - inzwischen bereits aus dem Dienst geschiedenen - Generälen vor, persönlich mitverantwortlich zu sein, dass der Hamas-Angriff nicht verhindert wurde.
Betroffen sind der damalige Geheimdienstchef der Armee, Aharon Haliva, der damalige Leiter der Einsatzdirektion, Oded Basjuk, sowie der damals für die Militärregion Süd verantwortliche General Jaron Finkelman. Haliva und Finkelman waren wegen Versäumnissen in Bezug auf den 7. Oktober bereits zurückgetreten. Basjuk war nach dem Krieg zwischen Israel und dem Iran im Juni in den Ruhestand gegangen.
Zudem wurden disziplinarische Strafen unter anderem gegen Luftwaffenchef Tomer Bar und Marinechef David Saar Salma verhängt. Acht weitere Generäle und führende Offiziere wurden ebenfalls belangt.
Bericht kritisiert Fehlentscheidungen
Die Entlassungen und Strafmaßnahmen folgen auf die Veröffentlichung eines Expertenberichts im November zum Vorgehen der Armee im Vorfeld des Hamas-Angriffs. Dieser bescheinigte der Armee eine "langjährige systematische und organisatorische Fehlfunktion". Der Bericht kritisierte Fehlentscheidungen unter anderem bei der Truppenstationierung in der Nacht des 7. Oktober und prangerte Missstände in der Befehlskette an.
Zwischen der "strategischen und operationellen Realität" und der "Wahrnehmung" der Armee in Bezug auf den Gazastreifen und die Hamas habe es eine "Kluft" gegeben. Der Militärgeheimdienst sei nicht in der Lage gewesen, vor dem Großangriff zu warnen, obwohl die Informationslage sehr gut gewesen sei, hieß es weiter in dem Bericht.
Armeechef contra Regierung
Verteidigungsminister Israel Katz kündigte am Montag eine "gründlichen Überprüfung" des zu Beginn des Monats veröffentlichten Berichts an. Israelischen Medien zufolge erfuhr Katz aus den Medien über die Entlassungen und Strafmaßnahmen, worauf der Verteidigungsminister entrüstet reagiert habe.
Katz und Samir gelten als verfeindet. Der Armeechef hatte sich öffentlich von der Regierung distanziert, insbesondere als er vor zwei Wochen eine "systematische Untersuchung" der Vorfälle rund um den 7. Oktober forderte.
Trotz Forderungen aus der Öffentlichkeit und der Opposition lehnt die israelische Regierung die Einrichtung einer nationalen Untersuchungskommission zu möglichen Verfehlungen der Behörden im Hinblick auf den Angriff bisher ab. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte stets betont, dass mögliche Fehler auf der politischen Ebene erst nach dem Ende des Krieges im Gazastreifen untersucht werden sollten.
Bei dem Großangriff der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppierungen am 7. Oktober 2023 wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, etwa 250 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. Der Angriff löste den Krieg im Gazastreifen aus, bei dem Israel massiv militärisch vorging und bei dem laut Hamas-Angaben mehr als 69.000 Menschen getötet wurden. Seit dem 10. Oktober gilt eine Waffenruhe.