Auch Freundin in Minsk verhaftet Keine Spur von belarussischem Aktivisten
24.05.2021, 12:55 Uhr
Protassewitsch bei einer Festnahme im Jahr 2017 in Minsk.
(Foto: dpa)
Nach der erzwungenen Landung einer Passagiermaschine in Minsk ist weiterhin unklar, wo sich der festgenommene Regierungskritiker Roman Protassewitsch befindet. Bestätigt ist mittlerweile, dass auch die Partnerin des Bloggers in Belarus verhaftet wurde.
Auch einen Tag nach der erzwungenen Landung einer Passagiermaschine in Belarus gibt es zum Verbleib des festgenommenen Oppositionsaktivisten und Bloggers Roman Protassewitsch keine offiziellen Angaben. Mehrere Passagiere des Ryanair-Flugs bestätigten Medien in Litauen nach ihrer Landung die Festnahme des 26-Jährigen. Protassewitsch, der in seiner Heimat unter anderem wegen Anstiftung zu Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko zur Fahndung ausgeschrieben war, kam am Sonntag auf dem Flughafen in Minsk in Haft. Das teilten auch der belarussische Journalistenverband und die Menschenrechtsorganisation Wesna mit.
Neben Protassewitsch wurde offenbar auch dessen Freundin nach der Zwischenlandung der Maschine verhaftet. Die Jurastudentin Sofia Sapega sei auf dem Weg nach Vilnius, wo sie ihre Masterarbeit verteidigen sollte, "unter haltlosen Vorwänden" festgenommen worden, erklärte die Europäische Humanistische Universität in der Hauptstadt Litauens. Sie forderte konsularische Unterstützung sowie die sofortige Freilassung der russischen Staatsbürgerin.
Die Sprecherin des litauischen Außenministers Gabrielius Landsbergis bestätigte die Festnahme von Protassewitschs Freundin. Das Paar war auf dem Weg von Athen nach Vilnius, als ihr Flug wegen einer angeblichen Bombendrohung von den belarussischen Behörden umgeleitet und zur Notlandung in Minsk gezwungen wurde. Dort wurde es dann am Flughafen festgenommen.
Vater von Protassewitsch spricht von "Terrorakt"
Protassewitschs Vater Dmitri zeigte sich im Interview des belarussischen Radiosenders Radio Swoboda überzeugt, dass es sich um eine sorgfältige Operation "wahrscheinlich nicht nur von den Geheimdiensten von Belarus" handelte. Sein Sohn war demnach auf der Rückreise von einem Griechenland-Urlaub in die litauische Hauptstadt Vilnius, als Lukaschenko das Flugzeug zur Landung zwingen ließ. Er selbst habe nicht gewusst, wann sein Sohn fliege.
Dmitri Protassewitsch sprach von einem "Terrorakt" des Machthabers Lukaschenko. "Die Operation hatte ein großes Ausmaß, um auf die gesamte internationale Gemeinschaft zu spucken und auf deren Meinung", sagte er. Lukaschenko gilt als "letzter Diktator Europas". Die EU erkennt ihn seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August nicht mehr als Staatschef an und forderte auch die sofortige Freilassung Protassewitschs. "Wir sind sehr besorgt um unseren Sohn", sagte Protassewitsch. "Leider wissen wir nicht, wo er ist und was mit ihm ist. Wir hoffen auf das Beste."
Das Vorgehen von Belarus rief weltweit Entsetzen und scharfen Protest hervor. Die EU will am Montag auf ihrem Gipfeltreffen über eine Verschärfung der Sanktionen beraten.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP