In Belarus gelandetes Flugzeug Ryanair-Chef vermutet Agenten an Bord
24.05.2021, 11:13 UhrDie erzwungene Landung eines Flugzeugs in Belarus sowie die Festnahme eines Journalisten sorgt vor allem in Europa für Empörung. Der Chef der betroffenen Fluggesellschaft Ryanair vermutet, dass auch belarussische Agenten an Bord waren. Das deckt sich mit anderen Berichten.
An Bord der Ryanair-Maschine, die von belarussischen Behörden zur Landung gezwungen wurde, waren nach Ansicht von Unternehmenschef Michael O'Leary auch Agenten des belarussischen Geheimdienstes KGB. "Es wirkt, dass es die Absicht der Behörden war, einen Journalisten und seine Reisebegleiterin (aus dem Flugzeug) zu entfernen", sagte der Chef der irischen Billigfluglinie dem irischen Radiosender Newstalk.
"Wir vermuten, dass auch einige KGB-Agenten am Flughafen (in Minsk) abgeladen wurden", sagte O'Leary weiter. Er sagte, es handle sich um einen "Fall von staatlich unterstützter Entführung, (...) staatlich unterstützter Piraterie".
Ähnlich hatte sich zuvor bereits Tadeusz Giczan geäußert, der Chefredakteur der belarussischen Oppositionsplattform Nexta, für die auch der in Minsk festgenommene Journalist Roman Protassewitsch arbeitet. Laut Informationen Giczans befanden sich belarussische KGB-Agenten seit dem Start in Athen an Bord der Ryanair-Maschine. Bereits vor dem Boarding sei Protassewitsch aufgefallen, dass er beobachtet und fotografiert worden sei.
Lob für die Besatzung
Die Agenten hätten im Luftraum über Belarus wegen eines angeblichen Bombenalarms eine Auseinandersetzung mit der Crew angezettelt und diese dazu gebracht, SOS zu funken, sagte Giczan weiter. Anderen Berichten zufolge hatte die belarussische Flugsicherung die Besatzung alarmiert. Ein Kampfflugzeug des belarussischen Militärs war aufgestiegen und hatte das Flugzeug abgefangen und bis zur Landung in Minsk begleitet.
Ryanair-Chef O'Leary lobte die Besatzung für ihren "phänomenalen Job". Der Vorfall sei "sehr beängstigend" gewesen, für Personal und Passagiere, die stundenlang von Bewaffneten festgehalten worden seien. Der irische Außenminister Simon Coveney forderte die EU zu einer "sehr deutlichen Antwort" auf. Die Führung von Belarus besitze keine demokratische Legitimität und verhalte sich wie eine Diktatur, sagte Coveney dem Sender RTÉ.
Quelle: ntv.de, mli/dpa