Politik

Rotes Kreuz arbeitet an RegisterKiew meldet 1000 russische Kriegsgefangene

17.03.2022, 18:16 Uhr
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Zurückgelassener Helm mit Einschussloch: Wie viele Soldaten auf ukrainischer und russischer Seite in Gefangenschaft geraten sind, soll in einem Register des Roten Kreuzes vermerkt werden. (Foto: picture alliance/dpa/AP)

Etwa 1000 russische Soldaten sind bislang in ukrainische Kriegsgefangenschaft geraten. Ein größerer Gefangenenaustausch soll bevorstehen, berichtet Kiew. Das Rote Kreuz sieht "ermutigende Fortschritte" beim Aufbau eines offiziellen Melderegisters und versucht, die Kanäle zu beiden Seiten offenzuhalten.

Im Bemühen um Besuche bei Kriegsgefangenen aus dem russischen Krieg gegen die Ukraine sieht das Rote Kreuz Fortschritte. "Das Thema ist unsere Kernaufgabe", sagte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer. Über den Zugang zu Kriegsgefangenen verhandele das IKRK seit zwei Wochen intensiv mit beiden Seiten, sagte Maurer. "Die Fortschritte ermutigen mich." Ziel sei es, dass dem IKRK alle Kriegsgefangenen gemeldet und Besuche ermöglicht werden. Solche Zugänge sind in den Genfer Konventionen verankert, über deren Einhaltung das IKRK wacht. Sie sind die Basis des humanitären Völkerrechts und gelten sowohl für die Ukraine als auch Russland. Das IKRK habe allerdings kein Mandat, den Austausch von Gefangenen zu organisieren, betonte Maurer.

Ukrainische Truppen nahmen nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj bisher knapp 1000 russische Soldaten gefangen. Diese Zahl nannte der Staatschef der Agentur Ukrinform zufolge bei einem Online-Treffen mit dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, am Mittwoch. Selenskyj forderte bei dem Gespräch, alle Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zur Verantwortung zu ziehen. "Alle wissen, was passiert. Es gibt die Leute, es gibt bereits bis zu 1000 Kriegsgefangene, es gibt Augenzeugen, es gibt Beweisvideos, alles liegt vor", sagte Selenskyj. Die Ukraine wirft Russland vor, gezielt zivile Ziele ins Visier zu nehmen und rücksichtslos auch Wohngebäude und Zivilisten unter Beschuss zu nehmen. Moskau beharrt entgegen dem Augenschein darauf, nur militärische Objekte zu beschießen.

Wie die Agentur Unian meldete, fand im nordostukrainischen Gebiet Sumy ein lokal organisierter Gefangenenaustausch statt. Dabei seien Gefangene im Verhältnis von einem russischen Soldaten zu sechs Ukrainern ausgetauscht worden. Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa hatte zuletzt angedeutet, dass ein umfassenderer Austausch bevorstehen könnte.

Rotes Kreuz betont eigene Neutralität

Der IKRK-Präsident ist seit Mittwoch in Kiew und bemüht sich eigenen Angaben zufolge zugleich um mehr sicheres Geleit für die Zivilbevölkerung aus den Kriegszonen und eine bessere Versorgung mit Hilfsgütern. In der Region Sumy sei es gerade gelungen, Tausende Frauen, Kinder, Großeltern und Kranke in Konvois aus der Kriegszone zu begleiten. "Wir brauchen dringend mehr solche Schimmer von Menschlichkeit", sagte Maurer.

Das IKRK betont stets seine Neutralität. Es sei auf Vereinbarungen der Konfliktparteien angewiesen. "Wir sind nicht in der Lage, irgendetwas durchzusetzen", sagte er. Das IKRK sei mit beiden Seiten praktisch in Dauerkontakt. "Das heißt nicht, dass es keine Probleme gibt, aber wir haben offene Kommunikationskanäle." Maurer traf in Kiew eigenen Angaben zufolge unter anderem Bürgermeister Vitali Klitschko, Regierungschef Denys Schmyhal und Verteidigungsminister Olexij Resnikow.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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