Provokante These im ARD-Talk Lafontaine: Putin und Biden sind "Kriegsverbrecher"
31.03.2022, 08:24 Uhr
"Ich messe nicht mit zweierlei Maß."
(Foto: Oliver Dietze/dpa)
Oskar Lafontaine nimmt den Westen in die Pflicht und fordert, eine Aufrüstung an der Grenze zu Russland unbedingt zu verhindern. Der ehemalige Linken-Politiker äußert Verständnis für die russischen Ängste und provoziert bei "Maischberger" mit Kriegsverbrecher-Aussagen.
Der aus der Linken ausgetretene frühere Parteichef Oskar Lafontaine hat "Doppelstandards" im Umgang mit Russland und dem Ukraine-Krieg kritisiert. "Wir dürfen die Doppelstandards nicht endlos weiterführen, sonst werden wir nie zum Frieden beitragen", sagte Lafontaine in der ARD-Sendung "Maischberger" und führte weiter aus: "Ich bin der Meinung, dass Putin ein Kriegsverbrecher ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass [US-Präsident] Herr Biden ein Kriegsverbrecher ist." Er sei in seinem ganzen Leben gegen Drohungen und atomare Waffen gewesen, sagte er. "Nur, ich messe nicht mit zweierlei Maß."
Auch die NATO habe Russland bereits bedroht, unter anderem durch die Osterweiterung. Sowohl Russland als auch die USA seien imperiale Mächte. Weitere Aufrüstung sei daher keine Lösung. "Wir dürfen nicht zulassen, dass immer mehr Kurzstreckenraketen ohne Vorwarnzeit, womöglich noch mit Atomraketen, an der Grenze zu Russland stationiert werden", sagte Lafontaine. "Das ist die große Sorge der Russen und da haben sie recht."
Der 78 Jahre alte Politiker sieht in diplomatischen Verhandlungen die einzige Möglichkeit zum Frieden in der Ukraine. "Putin hat Interessen. Das Interesse ist, dass er aus dieser Angelegenheit, wo er sich verkalkuliert hat, wo er offensichtlich Schwierigkeiten hat, einen Ausweg finden muss", sagte er. "Und deshalb muss man verhandeln. Wenn man das nicht tut, verlängert man den Krieg."
Lafontaine hatte vor knapp zwei Wochen seinen Austritt aus der Links-Partei bekannt gegeben. "Ich wollte, dass es im politischen Spektrum eine linke Alternative zur Politik sozialer Unsicherheit und Ungleichheit gibt, deshalb habe ich die Partei Die Linke mitgegründet. Die heutige Linke hat diesen Anspruch aufgegeben", erklärte er seine Gründe. Hintergrund sei "die schleichende Änderung des politischen Profils der Linken" ab 2015. Sie sei zu einer Partei geworden, "in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen". Zudem unterstütze die Partei ein im Saarland etabliertes Betrugssystem bei der Akquise von Mitgliedern - das er nicht mehr mittragen könne.
Quelle: ntv.de, tno/dpa