Stimmt gegen den Ex-Präsidenten Larry Hogan - der Anti-Trump unter den Republikanern


Teilte schon als Gouverneur regelmäßig gegen Trump aus: Larry Hogan.
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Donald Trump hat seine Partei fast vollständig auf Linie gebracht: Er bestimmt die politische Ausrichtung. Kritiker steigen aus oder werden von Trump-Getreuen abgelöst. Doch ein Republikaner kritisiert den Ex-Präsidenten unentwegt - und gerät unter Beschuss aus der eigenen Partei.
Ein wenig erinnert der Zustand in der republikanischen Partei an das antike Rom: Donald Trump hebt oder senkt den Daumen - und entscheidet damit über politische Karrieren. Seine Unterstützung ("Endorsement") hat Gewicht. Meist als Gütesiegel für rechte Kandidaten. In Einzelfällen ist sie aber Ballast, die einen Kandidaten in die Tiefe zu ziehen droht.
Larry Hogan möchte mit dem Ex-Präsidenten möglichst wenig zu tun haben. Der 68-jährige Republikaner will im von Demokraten dominierten US-Bundesstaat Maryland einen der zwei Sitze im US-Senat erobern - und spart nicht mit Kritik an dem verurteilten Straftäter. Jede Verbindung mit dem Ex-Präsidenten gefährdet seine Siegchancen.
Doch vergangene Woche erklärte Trump vollkommen überraschend beim US-Sender Fox News, dass er Hogan siegen sehen wolle und sprach ihm seine Unterstützung aus. Im Lager des Moderaten löste das hektische Absetzbewegungen aus. "Gouverneur Hogan hat deutlich gemacht, dass er Präsident Trump nicht unterstützt", hieß von einem Kampagnensprecher. "Ich wollte es nicht haben. Und ich habe kein Interesse daran", sagte Hogan dem Radiosender Wtop zu dem spontanen "Endorsement" durch den wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten seiner Partei. "Das ist nichts, was wir nutzen werden, das steht fest." Aus gutem Grund.
Republikaner im blauen Staat
Mit Trump als Unterstützer ist in Maryland kein Senatssitz zu gewinnen. Dort haben fast durchweg die Demokraten die Mehrheit. Joe Biden gewann hier bei der letzten Präsidentschaftswahl mit fast zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen gegen Amtsinhaber Trump. Ähnlich chancenlos waren die Republikaner bei den Senatswahlen. Der Staat an der US-Ostküste schickte zuletzt vor fast 40 Jahren einen republikanischen Senator nach Washington. Für die "Grand Old Party" ist hier im Normalfall nichts zu holen. Doch mit dem Ausscheiden des langjährigen Vertreters Ben Cardin ergibt sich eine Chance.
Und die will Hogan nutzen. Er selbst war von 2015 bis 2023 Gouverneur in Maryland - und beliebt. 2018 gewann er gegen den demokratischen Gegenkandidaten mit 55 Prozent der abgegebenen Stimmen - gerade weil er nicht auf Linie mit der Bundespolitik ist. Während der ersten Amtszeit Trumps sparte er nicht mit Kritik am Präsidenten. Viel mehr noch: Er stimmte nach eigenen Angaben sowohl 2016 als auch 2020 nicht für den republikanischen Kandidaten. Und will auch in diesem Jahr weder für Trump noch für Biden seine Stimme abgeben.
Bei einem Kernthema liegt er fern der Parteilinie: Hogan spricht sich dafür aus, das vom Obersten Gericht gekippte Urteil zum Abtreibungsrecht, "Roe v. Wade", in Gesetzesform zu gießen und damit Frauen die Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch bundesweit zu ermöglichen. Ganz im Gegensatz zu seiner Partei - und Trump. Der Ex-Gouverneur kritisierte in der Vergangenheit wiederholt Trump und seine Kollegen dafür, das Wahlergebnis von 2020 infrage zu stellen. Aus seiner Sicht ist Trump sogar für die Niederlagen bei den letzten drei landesweiten Wahlen verantwortlich.
Anfeindungen aus dem Trump-Lager
Und während Top-Vertreter seiner Partei wie der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, das Urteil im New Yorker Schweigegeldprozess als "falsch", "gefährlich" oder "beschämend" bezeichnen, forderte Hogan auf X die Bevölkerung dazu auf, das Gerichtsverfahren und das Urteil zu respektieren. "Wir müssen das bekräftigen, was diese Nation groß gemacht hat: die Rechtsstaatlichkeit", so der moderate Republikaner.
Dafür hagelte es Kritik aus dem Trump-Lager. Lara Trump, Co-Vorsitzende des Nationalen Komitees der Republikaner, erklärte, dass Hogan jetzt "den Respekt von niemandem in der Partei verdient habe". Der Co-Wahlkampfmanager Trumps, Chris LaCivita, drohte unterschwellig: "Sie haben gerade Ihre Kampagne beendet."
Kritiker verlässt den Senat
Hogan steht ziemlich alleine in seiner Partei. Viele Trump-Kritiker sind nicht verblieben in prominenten Positionen. Mit Mitt Romney scheidet einer der Letzten bei der anstehenden Wahl aus dem Senat aus. Andere Kritiker wurden in Vorwahlen von Trump-Getreuen ausgestochen. Und eigentlich lieferte der 68-jährige Moderate in den vergangenen Jahren selbst mehr als genug Vorlagen, um ebenfalls von Trump abgestraft zu werden.
Doch dem scheint das Rennen in Maryland zu wichtig, um so womöglich neben Präsidentschaft und Repräsentantenhaus auch die Mehrheit im Senat zu erringen. Ein solcher Erfolg ("unified government") würde Trump wohl ermöglichen, viele seiner Pläne ohne großen Widerstand umzusetzen.
Ob das gelingt, ist offen. Hogan hatte zwar persönliche Beliebtheitswerte von über 77 Prozent, als seine Amtszeit als Gouverneur endete, aber das alleine reicht nicht aus. In Umfragen liegt seine Gegenkandidatin von den Demokraten Angela Alsobrooks mehrere Prozentpunkte vorn und verschiedene Institute prognostizieren den Sitz aktuell für die Demokraten.
Sollte es dennoch bei der Wahl in rund viereinhalb Monaten für Hogan reichen, wäre dies zumindest eine kleine Sensation - und für das demokratische Ziel, die Mehrheit im Senat zu halten, eine Katastrophe. Ob es so kommt, entscheiden die Wählerinnen und Wähler: Im November heben oder senken sie den Daumen.
Quelle: ntv.de