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Wer macht mit ihm Wahlkampf? Von einem Vize erwartet Trump bedingungslose Loyalität

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Umworben von vielen Republikanern: Donald Trump.

Umworben von vielen Republikanern: Donald Trump.

(Foto: AP)

Schon länger wird darüber gerätselt, wer an Donald Trumps Seite in die letzten Monate des Präsidentschaftswahlkampfes ziehen wird. Ein Kriterium wird bedingungslose Hörigkeit sein. Schließlich fühlte sich der Ex-Präsident vor vier Jahren von seinem Vize hintergangen.

Im US-Wahljahr beginnt die entscheidende Phase. Die Republikaner werden bei ihrem Parteitag im Juli ihren designierten Kandidaten Donald Trump offiziell nominieren. Die Demokraten werden das Gleiche mit Joe Biden im August tun. Beim aktuellen Präsidenten ist klar, dass er wieder mit Kamala Harris als Vize antritt. Nicht bekannt ist hingegen, wer an der Seite seines Herausforderers die finalen Wahlkampfmonate verbringen und möglicherweise danach ins Weiße Haus einziehen soll.

Keine Option ist Mike Pence. Trumps Vize von 2016 bis 2020 ist inzwischen Persona non grata. Pence stellte sich wegen des Aufstandes vom 6. Januar 2021 öffentlich gegen Trump. Der Republikaner war am selben Tag in seiner Eigenschaft als Senatspräsident für die Bestätigung von Bidens Wahlsieg verantwortlich. Kurz davor hatte Trump seinen Vize angerufen und Pence gewarnt, die Zertifizierung sei ein "politischer Karriere-Killer".

Wenn nicht Pence, wer dann? Bedingungslose Unterstützung des Trump'schen Kurses und die Fähigkeit, bei kniffligen Fragen über den Ex-Präsidenten souverän zu bleiben, sind Pflicht. Es gibt bei den Republikanern eine Liste mit Namen. Wer sind Trumps mögliche Vizepräsidenten?

Doug Burgum

Doug Burgum

Doug Burgum

(Foto: AP)

Wie Pence trat auch der Unternehmer Doug Burgum gegen Trump in den Vorwahlen an. Bei den Fernsehdebatten, denen der Ex-Präsident fernblieb, wirkte der langjährige Vizepräsident von Microsoft und Gouverneur des Bundesstaates North Dakota wie ein Fremdkörper, aber auch authentisch, weil er nicht in Politiker-Phrasen verfiel. Offenbar mag Trump den 67-Jährigen; womöglich auch, weil Burgum einen ähnlichen Werdegang als Unternehmer hinter sich hatte, bevor er in die Politik ging. Burgum gründete 1997 ein Software-Unternehmen und verkaufte es 2001 für eine Milliarde Dollar an Microsoft. Manche US-Medien sind sogar überzeugt, dass Burgum der wahrscheinlichste Vize ist.

J.D. Vance

J.D. Vance

J.D. Vance

(Foto: REUTERS)

Ein weiterer Top-Kandidat ist J.D. Vance. Der Senator aus Ohio ist im US-Fernsehen sehr präsent, vertritt Trumps Positionen und macht dabei eine verlässliche Figur. Der 39-Jährige ist im Vergleich zu den beiden Präsidentschaftskandidaten ein Jungspund und könnte für eine neue Generation stehen, die im Sinne der "Make America Great Again"-Basis spricht. Vance war es, der 2016 mit seiner Autobiografie "Hillbilly Elegy" die bittere Nostalgie über industrielle Schrumpfung der USA beschrieb. Er wurde deshalb zum beliebten Aufklärer über die Gründe von Trumps Wahlsieg. Der Senator ist aber erst eineinhalb Jahre auf seinem Posten, die Amtsperiode dauert sechs Jahre. Vance könnte in Zukunft auch der Bannerträger der MAGA-Republikaner im so wichtigen Senat sein.

Marco Rubio

Nicht so MAGA, aber etabliert ist Marco Rubio, der traditionellere Republikaner ansprechen dürfte. Der 53-jährige Senator aus Florida ist schon in seiner dritten Wahlperiode und hat den Vorteil, dass er wegen seiner kubanischen Wurzeln und Spanischkenntnisse auch Latinos umwerben kann. Allerdings haben Rubio und Trump eine Vorgeschichte: Rubio war 2016 bei seiner Vorwahlteilnahme mit dem späteren Präsidenten aneinandergeraten. Trump nannte ihn "kleinen Marco", der verspottete im Gegenzug die Größe von dessen Händen.

Tim Scott

Tim Scott

Tim Scott

(Foto: REUTERS)

Was Rubio für die Wählergruppe der Latinos wäre, könnte Tim Scott für die der Schwarzen sein. Scott bewarb sich wie Burgum um die Präsidentschaftskandidatur, zeigte sich aber in den Fernsehdebatten nur phasenweise auf der Höhe. Ob er ein verlässlicher Botschafter und Vertreter von Trumps Ansichten wäre, sei dahingestellt. Fest steht: Der 58-Jährige ist nicht nur der einzige schwarze Senator der Republikaner, er wäre auch der erste Schwarze überhaupt, den die Republikaner ins Weiße Haus schicken wollen. Seine Familiengeschichte als Nachkomme von Sklaven, der es in den Kongress geschafft hat, könnte bei schwarzen Wählern verfangen. Von denen liebäugelt schon jetzt ein höherer Prozentsatz als 2020 damit, Trump zu wählen.

Elise Stefanik

Elise Stefanik

Elise Stefanik

(Foto: AP)

Die einzige Frau auf der parteiinternen Kandidatenliste hätte viele Argumente für eine Vizepräsidentschaft. Die 39-jährige Abgeordnete aus dem Bundesstaat New York hatte Trump schon während seines ersten Amtsenthebungsverfahrens im Kongress verteidigt. Sie sprach sich für ihn als erneuten Kandidaten aus, bevor der überhaupt seine Bewerbung verkündet hatte. Hervor stach sie insbesondere in den vergangenen Monaten: Messerscharf nahm sie die Leitungen der US-Eliteuniversitäten zu Vorwürfen des Antisemitismus auf ihren Campus ins Verhör. Als Frau könnte sie tendenziell Trump abgeneigte Wählerinnen doch noch überzeugen, ihm ihre Stimme zu geben. Stefanik hat zudem Erfahrung im Weißen Haus: Sie arbeitete dort direkt nach ihrem Harvard-Abschluss unter Präsident George W. Bush.

Tom Cotton

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Der Senator ist bereits seit neun Jahren im Kongress, hat Erfahrung beim Militär und wäre in Trumps erster Amtszeit beinahe neuer Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA geworden. Der Ex-Präsident legte Wert auf Cottons Ansichten in außenpolitischen Fragen und holte regelmäßig seinen Rat ein. Aktuell macht der Senator auch bei kritischsten Fragen zu Trump eine gute Figur im Fernsehen, worauf Trump viel Wert legt. Cotton ist auch ein möglicher Kandidat für den Posten des Außen- oder Verteidigungsministers.

Byron Donalds

Einer der unbekannteren Namen ist der Abgeordnete Byron Donalds. Auch bei dem 45-Jährigen gilt: Er ist telegen, im Fernsehen souverän und ein verlässlicher Botschafter Trumps. Bei Wahlkampfveranstaltungen mit Trump in Philadelphia und in der New Yorker Bronx versuchte er, schwarze Wähler vom Ex-Präsidenten zu überzeugen. Donalds ist erst seit wenigen Jahren im Kongress, ihm fehlt möglicherweise Erfahrung auf nationaler Ebene. Doch das kann sich ja schnell ändern.

Ben Carson

Der 72-Jährige war in Trumps erster Amtszeit Wohn- und Stadtentwicklungsminister. Carson ist einer der wenigen schwarzen Konservativen mit Regierungserfahrung auf nationaler Ebene. Er ist kein Lautsprecher, hat aber eine Aufstiegsbiografie, die Trump und den Wählern gefallen könnte. Er kam aus einkommensschwachen Verhältnissen in der Autometropole Detroit und arbeitete sich zum international bekannten Chirurgen hoch. Carson wäre wegen seines ebenfalls schon fortgeschrittenen Alters nicht die wahltaktisch beste Option. Aber um solche Details kümmert sich Trump ja nicht unbedingt.

Quelle: ntv.de

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