Reservisten statt Profi-Soldaten London: Russische Truppen sind in miserablem Zustand
14.05.2023, 11:34 Uhr Artikel anhören
Der Rückzug aus Bachmut erfolgte laut britischen Geheimdiensten auf chaotische Weise.
(Foto: via REUTERS)
Schlecht ausgebildete Soldaten, veraltete Ausrüstung und unterbesetzte Einheiten: Russlands Invasionstruppen geht es zunehmend schlechter, sagen britische Geheimdienste. Die Streitkräfte seien für die Herausforderungen an der Front nicht länger gerüstet. Das zeigt sich auch in Bachmut.
Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine sind nach Ansicht britischer Militärexperten in einem miserablen Zustand und nicht gut auf Herausforderungen vorbereitet. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach ist zwar die Zahl der Soldaten und die Organisationsstruktur ähnlich wie zu Beginn des Angriffskriegs, doch die Zusammensetzung unterscheidet sich erheblich.
Im Februar 2022 habe die russische Truppe aus Profi-Soldaten bestanden, sei größtenteils mit einigermaßen modernen Fahrzeugen ausgestattet gewesen, und habe regelmäßig trainiert, mit dem Ziel, komplexe Einsätze im Verbund auszuführen, so die Mitteilung. "Jetzt besteht die Streitkraft hauptsächlich aus schlecht ausgebildeten Reservisten und ist zunehmend auf veraltete Ausrüstung angewiesen, vielen erheblich unterbesetzten Einheiten", hieß es weiter.
Routinemäßig würden nur sehr einfache Infanterie-basierte Einsätze durchgeführt. Es sei zudem unwahrscheinlich, dass es der russischen Streitkraft in der Ukraine gelungen sei, eine mobile Reserve aufzubauen, um auf Herausforderungen an einer Front auf der Länge von 1200 Kilometern zu reagieren, so das Fazit der Briten.
Rückzug aus Bachmut
Vor allem an der Front um die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine bekommen die russischen Truppen zunehmend Probleme. Das ukrainische Militär konnte zuletzt in der Region Geländegewinne verzeichnen. Die Truppen würden in zwei Richtungen in den Randbereichen Bachmuts vorrücken, sagte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar. Die Lage im Stadtzentrum sei aber "kompliziert".
Russland hatte bereits am Freitag eingeräumt, die eigenen Truppen hätten sich aus einem Gebiet nahe Bachmut zurückgezogen und neu formiert. Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sprach von einer Niederlage der regulären Truppen. Die Ukraine habe eine Anhöhe vor der Stadt besetzt und die zuvor von Wagner-Söldnern gehaltene wichtigste Straße nach Bachmut unter ihrer Kontrolle.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Quelle: ntv.de, hny/dpa