Bürgerrechtler kündigen Klage an Louisiana zwingt Schulen, die Zehn Gebote aufzuhängen
20.06.2024, 11:34 Uhr Artikel anhören
Ab nächstem Jahr müssen die Zehn Gebote in jedem staatlichen Unterrichtsraum in Louisiana ausgeschildert sein. Hier stehen sie an einer Straße in Ohio.
(Foto: AP)
In Louisiana müssen alle staatlichen Bildungseinrichtungen die Zehn Gebote in ihren Unterrichtsräumen aufhängen. Zahlreiche Bürgerrechtler klagen, weil das Gesetz die Religionsfreiheit einschränke. Der republikanische Gouverneur zeigt sich gelassen.
Im US-Bundesstaat Louisiana müssen ab dem kommenden Jahr die Zehn Gebote der Bibel in den Klassenzimmern und Hörsälen staatlicher Schulen und Universitäten ausgehängt werden. Gouverneur Jeff Landry von der Republikanischen Partei unterzeichnete am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz.
Landry zufolge würden die Gebote den Schülern zur Ordnung und Gesetzestreue dienen. "Wenn Sie die Rechtsstaatlichkeit respektieren wollen, müssen Sie vom ursprünglichen Gesetz ausgehen, das Moses gegeben hat", erklärte der Gouverneur bei der Unterzeichnungszeremonie mit Verweis auf die religionsgeschichtliche Herkunft des Regelkatalogs.
Demnach sollten die Gebote auf mindestens 28 Mal 35 Zentimeter großen Plakaten in "großer, leicht lesbarer Schrift" in Unterrichtsräumen ausgeschildert werden. Außerdem muss auf jedem Plakat der Vermerk stehen, dass die Zehn Gebote seit der Gründung der USA ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung seien. Diese Aussage spielt der Behauptung der ultrareligiösen Christen in die Hände, dass es sich bei den Zehn Geboten um ein tatsächliches historisches Dokument zwischen Gott und Moses handele.
Kritiker sprechen von "religiöser Nötigung"
Bürgerrechtsgruppen halten das Gesetz für verfassungswidrig und kündigten an, Klage einzureichen. Kritiker sprechen von einer "religiösen Nötigung von Schülern". Die Verfassung garantiere jedem das Recht, selbst entscheiden zu können, welche religiösen Überzeugungen er habe und praktiziere. An den Bildungseinrichtungen in Louisiana herrsche eine religiöse und weltanschauliche Vielfalt, in der sich alle sicher und willkommen fühlen müssten. "Wir werden nicht zulassen, dass der Gesetzgeber von Louisiana diese Rechte auf Religionsfreiheit untergräbt", heißt es in einer von mehreren Gruppen gemeinsam veröffentlichten Mitteilung.
Gouverneur Landry zeigte sich indessen siegessicher. "Ich kann es kaum erwarten, verklagt zu werden", verkündete er in Bezug auf drohende Bürgerrechtsklagen bereits am vergangenen Samstag auf einer republikanischen Spendenveranstaltung.
Louisiana ist der erste US-Bundesstaat, welcher erfolgreich ein solches Gesetz zur Institutionalisierung des christlichen Glaubens verabschiedet. Ähnliche Überlegungen gab es aber auch in Texas, Oklahoma und Utah. Aufgrund befürchteter Klagen wurden sie dort bisher aber nicht umgesetzt.
Durch die Mehrheit konservativer und teils strenggläubiger Richter am obersten Gerichtshof der USA, dem Supreme Court, können die ultrareligiösen Christen allerdings immer häufiger auf Urteile zu ihren Gunsten hoffen, wie die "New York Times" erklärte.
Quelle: ntv.de, gri/dpa/AFP