Protest an Frankreichs Botschaft Macron droht mit Eingreifen in Niger
30.07.2023, 14:52 Uhr Artikel anhören
Putsch-Unterstützer in Niger. Einige zeigen Schilder mit der Aufschrift: "Frankreich raus! Es lebe Putin."
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Nach dem Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten in Niger demonstrieren Unterstützer der Putschisten in der Hauptstadt Niamey. Sie befürchten eine Invasion zugunsten der alten Regierung durch die Nachbarländer. Der Zorn der Demonstranten richtet sich aber auch gegen Frankreich.
Angesichts antifranzösischer Proteste in Niger hat Frankreich dem westafrikanischen Land mit einem Eingreifen gedroht. Staatspräsident Emmanuel Macron warnte mit scharfen Worten vor Angriffen auf die französische Botschaft und französische Bürger. Macron werde "keinen Angriff gegen Frankreich und seine Interessen dulden", hieß es aus dem Elysée-Palast. Tausende Menschen hatten zuvor vor der französischen Botschaft in Niamey protestiert, bevor sie unter Einsatz von Tränengas auseinandergetrieben wurden.
Jeder, der französische Staatsangehörige angreife, "wird mit einer sofortigen und unerbittlichen Reaktion Frankreichs rechnen müssen", hieß es aus dem Elysée-Palast. Frankreich unterstütze gleichzeitig "alle regionalen Initiativen", die auf die "Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung" in dem westafrikanischen Land und die Rückkehr des von Putschisten festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum abzielten.
Nach dem Militärputsch der vergangenen Tage in Niger sind in der Hauptstadt Niamey mehr als tausend Menschen dem Aufruf der Putschisten gefolgt, gegen eine mögliche Intervention anderer afrikanischer Staaten zu demonstrieren. Anlass des Aufrufs war ein Krisentreffen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und anderer Länder im Nachbarland Nigeria, bei dem heute über die Lage in Niger beraten wurde.
Frankreich setzt Entwicklungshilfe aus
Bei dieser Demonstration warfen einige Menschen Steine gegen die französische Botschaft, riefen antifranzösische Parolen und zeigten Transparente mit Aufschriften wie "Nieder mit Frankreich" und "Hinaus mit Frankreich". Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte infolge des Staatsstreichs im Niger die Entwicklungs- und Finanzhilfen für das Land ausgesetzt. Einige der Demonstranten versuchten, in die Botschaft einzudringen. Ein Schild mit der Aufschrift "Botschaft Frankreichs in Niger" wurde Augenzeugen zufolge abgerissen und durch nigrische und russische Flaggen ersetzt. Nigrische Sicherheitskräfte drängten die Steinewerfer zurück.
"Die nigrischen Streitkräfte sind im Rahmen der Wiener Konvention verpflichtet, die Sicherheit unserer diplomatischen Vertretungen und Konsulate zu gewährleisten", erklärte das französische Außenministerium. Frankreich verurteile "jede Gewalt gegen diplomatische Vertretungen".
Nigrische Militärs hatten am Mittwoch den seit 2021 amtierenden Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Am Freitag erklärte sich dann der Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber. Er rechtfertigte den Umsturz mit einer seinen Angaben zufolge unter Bazoum erfolgten Verschlechterung der Sicherheitslage. Bazoum war der erste Staatschef des seit dem Ende der französischen Kolonialherrschaft im Jahr 1960 unabhängigen Niger, der durch eine friedliche Machtübergabe auf den Posten gelangt war. In dem westafrikanischen Land sind neben anderen ausländischen Soldaten auch etwa hundert Bundeswehrsoldaten stationiert.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/AFP