"Unentschuldbares Machtspiel" Michel Friedman tritt aus der CDU aus
30.01.2025, 21:35 Uhr
Nennt das Vorgehen der Union ein "unentschuldbares Machtspiel": Michel Friedman.
(Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)
Seit Jahrzehnten ist Michel Friedman Mitglied in der CDU, zwischenzeitlich sitzt er im Bundesvorstand. Nun bricht der Publizist mit seiner Partei. Der mit den Stimmen der AfD beschlossene Antrag habe die "Büchse der Pandora" geöffnet.
Der Publizist und ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der Juden Michel Friedman tritt aus der CDU aus. Dies kündigte der 69-Jährige im Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk an. Friedman habe die Bundestagsabstimmung zur Asylpolitik am Mittwoch "eine katastrophale Zäsur für die Demokratie der Bundesrepublik" und ein "unentschuldbares Machtspiel" genannt.
Die "Büchse der Pandora" zur Normalisierung der AfD sei geöffnet. "Die Naivität derjenigen, die bei der CDU uns erklären wollen, dass das alles ja nicht gewollt war, dass man deren Stimmen gar nicht haben wollte, ist so unterkomplex, dass man da gar nicht mehr hinhören kann", zitiert der Hessische Rundfunk Friedman. Mitte der 1990er-Jahre gehörte Friedman dem CDU-Bundesvorstand an.
Am Mittwoch hatte die AfD im Bundestag erstmals einem Antrag der Union zu einer knappen Mehrheit verholfen. Dieser sieht eine deutliche Verschärfung der deutschen Migrationspolitik vor. Unions-Fraktionschef Friedrich Merz wird heftig dafür kritisiert - er hatte im Vorfeld erkennen lassen, AfD-Stimmen bewusst in Kauf zu nehmen.
Partei, "die Menschen hasst"
Im Saarland hatte Friedman bei der parlamentarischen Gedenkstunde am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung der Opfer des Holocausts am Montag die AfD in einer Rede scharf angegriffen, ohne sie namentlich zu erwähnen. "Jeder fünfte Deutsche wählt eine Partei, die sagt, einige Menschen sind niemand", sagte er. Es handele sich um eine Partei, "die Menschen hasst, verachtet und wieder qualifiziert und disqualifiziert".
Friedman sagte: "Wir erleben, dass der Judenhass salonfähig geworden ist, der Menschenhass ist salonfähiger geworden." Die AfD nannte er "eine antidemokratische, Neonazi-orientierte Partei, deren Ehrenvorsitzender Hitler einen Vogelschiss der Geschichte genannt hat".
Quelle: ntv.de, mdi/rts/AFP/dpa