Hausausweis für Bundestag weg Mitarbeiter von AfD-Abgeordnetem soll Verbindung zum FSB haben
01.02.2024, 19:01 Uhr Artikel anhören
Wladimir Sergijenko arbeitet für einen Abgeordneten der AfD im Bundestag. Seinen ungehinderten Zugang zum Parlament verliert er bereits im vergangenen Jahr. Jetzt wird berichtet, dass der Aktivist eine direkte Verbindung zum russischen Geheimdienst FSB haben soll.
Der prorussische Aktivist und Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten, Wladimir Sergijenko, soll Verbindungen zum russischen Geheimdienst haben. Das ergaben gemeinsame Recherchen des "Spiegel" und der Investigativplattform "The Insider". Sergijenko tauschte sich demnach im Frühjahr 2023 per Chat mit einer Kontaktperson in Russland darüber aus, wie sich deutsche Waffenlieferungen in die Ukraine womöglich stoppen oder verzögern ließen. Er bereite mit AfD-Bundestagsabgeordneten eine Klage vor, hieß es in den Nachrichten. Hierfür könne man auch "finanzielle Unterstützung" gebrauchen.
Sergijenko ist Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Eugen Schmidt. Die Chats waren dem "Spiegel" und "The Insider" im vergangenen Jahr zugespielt worden. Sergijenko erklärte später öffentlich, seine Kommunikation sei wohl gehackt worden - und bestätigte somit die Echtheit der Chats.
Unklar war bislang, wer die Person war, mit der sich Sergijenko damals austauschte. Nach Erkenntnissen europäischer Sicherheitsbehörden soll es sich um Oberst Ilja Wetschtomow handeln, einen Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB. Wie die Auswertung von Telefonverbindungsdaten in Russland bestätigt, ist Wetschtomow in Kontakt mit zahlreichen weiteren FSB-Beamten, darunter einem Abteilungsleiter der Behörde.
AfD-Mitarbeiter streitet Vorwürfe ab
Damit steht der Verdacht im Raum, dass sich Sergijenko vom russischen Geheimdienst einspannen ließ, um die Politik in Deutschland zu beeinflussen. Sergijenko weist das zurück. "Die Anschuldigungen, ich sei ein Einflussagent Moskaus, sind haltlos und entsprechen in keiner Weise der Realität", teilte er mit. "Die genannten Verbindungen nach Russland sind frei erfunden, und die behauptete Kontaktperson Ilja Wetschtomow existiert für mich nicht." Der AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt teilte mit, er gehe "auf substanzlose Unterstellungen" gegen seinen Mitarbeiter nicht ein. Wetschtomow ließ Anfragen bislang unbeantwortet.
Die Sicherheitsbehörden haben Wladimir Sergijenko bereits seit Längerem im Visier. Nach "Spiegel"-Informationen versucht der Berliner Innensenat inzwischen, Sergijenko die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen, die ihm 2022 verliehen wurde. Hintergrund seien Erkenntnisse, dass er während des Einbürgerungsverfahrens nur seinen ukrainischen Pass vorgelegt und seine russische Staatsbürgerschaft verschwiegen habe, heißt es in Sicherheitskreisen. Der deutsche Zoll hatte den Pass nach einer Russlandreise Sergijenkos im April 2023 bei einer Kontrolle entdeckt.
Gegen den Bescheid der Berliner Behörden zur Rücknahme seiner Einbürgerung hat Sergijenko Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht. "Ja, es ist ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig", bestätigte Sergijenko auf Nachfrage.
Auch die Bundestagsverwaltung hat bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und im vergangenen Jahr eine Zuverlässigkeitsüberprüfung eingeleitet. Sergijenkos Hausausweis für den Bundestag, mit dem er sich frei in den Parlamentsgebäuden bewegen kann, wurde vorläufig gesperrt. Laut Verwaltung sei derzeit "ein unkontrollierter Zugang durch Herrn Sergijenko zu den Bundestagsliegenschaften ausgeschlossen".
Quelle: ntv.de, lme