Wegen Spionage und Landesverrats Moskau schickt Hyperschall-Wissenschaftler ins Straflager
27.10.2023, 18:31 Uhr Artikel anhören
Im Schukowski-Institut werden Flugzeuge aller Art entwickelt. Der verurteilte Wissenschaftler soll mit einem Hyperschall-Passagierflugzeug betraut gewesen sein.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Ein Mitarbeiter des Moskauer Schukowski-Instituts soll Daten zu einem Flugzeug-Projekt weitergereicht haben. Dafür soll er nun für lange Zeit in ein Straflager. Allerdings ist unklar, ob die Vorwürfe berechtigt sind. In Russland beklagen Wissenschaftler seit einiger Zeit ein Klima der Angst.
Ein Gericht in Moskau hat einen Physiker nach der Übergabe von wissenschaftlichem Material an niederländische Experten wegen Spionage und Landesverrats zu zwölf Jahren Straflager verurteilt. Der bereits im Dezember 2020 verhaftete 66-Jährige habe als leitender Mitarbeiter des Zentralen Schukowski-Instituts für Aerodynamik im Moskauer Gebiet Unterlagen zu einem geplanten Hyperschall-Passagierflugzeug an Kollegen in den Niederlanden übergeben, berichteten russische Medien unter Berufung auf Gerichtsangaben. Der Prozess lief demnach unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Im Juni war bereits ein Mitarbeiter des nun belangten Physikers wegen derselben Vorwürfe zu zwölf Jahren Straflager verurteilt worden. Die Physiker hatten den Vorwurf des Landesverrats zurückgewiesen, aber wohl zugegeben, Daten zu dem internationalen Flugzeug-Projekt an die Wissenschaftler in den Niederlanden weitergereicht zu haben.
Den Angaben nach hatten Experten die Unterlagen auch dreifach vor der Absendung darauf untersucht, ob darin womöglich geheime Daten enthalten sein könnten. Das soll nicht der Fall gewesen sein. Gleichwohl sahen die Ermittler darin einen Geheimnisverrat. In Russland kommt es immer wieder zur Verfolgung von Wissenschaftlern durch die Geheimdienste und Strafjustiz des Landes.
Viele dieser Verfahren enden mit hohen Haftstrafen. Nicht immer ist klar, ob es sich um vermeintliche oder echte Spione handelt, ob die Prozesse politisch inszeniert sind, um Wissenschaftler einzuschüchtern - oder, ob die Beschuldigten tatsächlich gegen Gesetze verstoßen haben. Viele Forscher beklagen ein Klima der Angst in Russland und Unfreiheit etwa beim Austausch auch mit wissenschaftlichen Kollegen im Ausland.
Quelle: ntv.de, tkr/dpa