Unter dem Eindruck des Anschlags In Milwaukee startet die große Trump-Show


Für Trump betende Anhänger am Sonntag, nahe dem Veranstaltungsort.
(Foto: REUTERS)
Vier Tage dauert die Republican Convention in einer Hochburg der Demokraten. Das ist ein wenig aufsässig, aber Kalkül. Die Konservativen werden Donald Trump zum Kandidaten küren, daran gibt es keinen Zweifel. Aber ein großes Geheimnis gibt es.
Dreieinhalb Jahre lang hat Donald Trump darauf hingearbeitet. Nun ist es so weit, die Republikaner werden ihn auf ihrem Nominierungsparteitag in Milwaukee ein weiteres Mal zum Präsidentschaftskandidaten machen. Die Wahlniederlage gegen Joe Biden hat Trump nie verwunden, und jene, die es nur für eine Frage der Zeit hielten, wann er seine erneute Präsidentschaftskandidatur verkünden würde, sollten recht behalten. Er tat es ungewöhnlich früh, nach den Wahlen 2022. Für Trump ist es die dritte Nominierung in Folge. Seit 2016 hat er die Partei in seinem Sinne geformt, er dominiert sie trotz der Amtsenthebungsverfahren, Gerichtsprozesse und Urteile gegen ihn. Das Attentat war am Samstag, unter diesem Eindruck werden ihn die Republikaner bejubeln.
Was geschieht beim Parteitag?
Das Programm der "Republican Convention" ist riesig, mit vielen Arbeitsgruppen und Rednern. Das mit Abstand wichtigste Ereignis ist die offizielle Nominierung des Präsidentschaftskandidaten, der Amtsinhaber Joe Biden im Weißen Haus ablösen soll. Rund 2400 Delegierte aus den Bundesstaaten erklären am ersten Tag beim "Roll Call", für wen sie als Kandidaten stimmen. Wer das ist, das ist schon lange sicher: Donald Trump. Aber die Show ist wichtig, das weiß er nur zu gut. Das Programm ist nach dem Attentat gleich geblieben. Zudem hat er angekündigt, seinen Vizekandidaten, den running mate, verkünden zu wollen. Daraus macht die Partei bislang ein großes Geheimnis. Auch das Wahlprogramm wird offiziell angepasst, die platform. Die ist schon bekannt und hat wenig mit den detaillierten Wahlprogrammen deutscher Parteien zu tun. Eher ist es eine Zusammenfassung mit Stichpunkten.
Hat das Attentat auf Donald Trump etwas verändert?
Die Sicherheitskräfte sind zu noch mehr Aufmerksamkeit angehalten als ohnehin schon. Der Schütze bei Trumps Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania schoss von außerhalb der Sicherheitszone. Scharfschützen des Secret Service, der alle amtierenden und ehemaligen Präsidenten schützt, töteten ihn danach. Dieser und das FBI haben dem US-Sender CBS zufolge ihre Einschätzung der Bedrohungslage an die Polizei übermittelt. Demnach gibt es keine neue Lage in Milwaukee. Allerdings sollen die Sicherheitszonen rund um den Veranstaltungsort ausgeweitet und Pufferzonen eingerichtet werden. Trump sagte einem US-Medium, er habe seine Rede umgeschrieben - sie konzentriere sich jetzt auf die Einheit des Landes, nicht mehr auf Biden.
Gibt es Gegenbewerber zu Trump?
Nein. In den Vorwahlen der ersten Jahreshälfte hat sich Trump nahezu mühelos gegen weitere Bewerber durchgesetzt. Auch die Aussichtsreichsten, Floridas Gouverneur Ron DeSantis sowie die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, zogen sich irgendwann zurück. Insbesondere Haley hatte ebenfalls Delegierte gewonnen, bat sie aber vor wenigen Tagen, für Trump zu stimmen. "Biden ist nicht fähig für eine zweite Amtszeit und (Vizepräsidentin) Kamala Harris wäre für die USA eine Katastrophe", schrieb sie: "Der Parteitag ist ein Moment republikanischer Einheit." Sowohl DeSantis als auch Haley sollen Reden halten.
Warum findet die Convention in Milwaukee statt?
Ganz schön aufsässig ist das von den Republikanern, schließlich ist die bevölkerungsreichste Stadt im nördlichen Wisconsin eine Hochburg der Demokraten. Doch der Bundesstaat an sich ist wankelmütig: Im Jahr 2016 ging er knapp an Trump, vier Jahre später knapp an Biden. Die Republikaner setzen mit der Ortswahl auch ein Signal, rammen ihre Fahne ins Ufer der Großen Seen. Ob sie dort nach der Wahl am 4. November weiterhin steht? Derzeit ist der Ausgang der Wahl nirgends so offen wie dort.
Die Stimmung ist also ziemlich aufgeladen?
Verschiedene Aktivistengruppen haben für diesen Montag Proteste gegen Trump angekündigt, sie rechnen mit Tausenden Teilnehmern. Sie dürfen nicht direkt an den Veranstaltungsort, sondern sollen mehrere Hundert Meter Abstand halten. Es geht ihnen unter anderem um das Abtreibungsrecht, den Krieg im Gazastreifen und Einwanderung. Die Organisatoren wollen die Demonstration friedlich halten, aber in politisch hitzigen Zeiten gab es rund um die Nominierungsparteitage auch schon Gewaltausbrüche. Die Polizei von Milwaukee hat angekündigt, "keine Toleranz für Zerstörung oder Gewalt" zu zeigen.
Was passiert nach Montag?
Die anderen Tage sind mit Veranstaltungen an vielen Orten gleichzeitig vollgepackt und der Höhepunkt könnte erst am Donnerstag stattfinden. Traditionell nimmt der Kandidat dann die Nominierung bei einem großen Auftritt an. So war es zumindest bei fast allen vergangenen Conventions, aber wer weiß, welche Überraschungen Trump aus dem Ärmel zaubert. Dabei gibt es häufig Luftballons, Konfetti, viel fürs Auge: politischer Zirkus. Das gehört dazu. Trumps Wahlkampfteam hat zudem bislang die Verkündung von Trumps Vizekandidat hinausgezögert. US-Medien erwarten sie noch vor der offiziellen Nominierung. Aber wer weiß?
Quelle: ntv.de