UN-Sicherheitsrat tagt zum Irak Obama prüft Luftschläge gegen IS
07.08.2014, 19:26 Uhr
Die USA erwägen einem Zeitungsbericht zufolge Luftangriffe zur Rettung der Flüchtlinge im Nordirak.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) setzt die Angriffe auf religiöse Minderheiten im Nordirak massiv fort. Nach den Jesiden sind nun Zehntausende Christen auf der Flucht. Einem Bericht zufolge sind US-Luftangriffe gegen IS-Stellungen möglich.
Der UN-Sicherheitsrat wird in der Nacht eine Dringlichkeitssitzung zum Vormarsch der Islamisten im Irak abhalten. Das teilten Diplomaten in New York mit. Die Sitzung wurde auf Antrag Frankreichs anberaumt.
Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um "der terroristischen Bedrohung im Irak entgegenzutreten und Hilfe und Schutz für die bedrohte Bevölkerung zu leisten", hatte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius in Paris erklärt. Nach der jüngsten Offensive der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sind im Nordirak Zehntausende Christen und Kurden jesidischen Glaubens auf der Flucht. Papst Franziskus rief die internationale Gemeinschaft in einem flammenden Appell zu einem verstärkten Einsatz für die von Gewalt und Vertreibung betroffenen Menschen in der Region auf.
Die USA erwägen einem Zeitungsbericht zufolge Luftangriffe zur Rettung der Flüchtlinge im Nordirak. Die "New York Times" berichtete, Präsident Barack Obama prüfe eine Reihe von Optionen, um den rund 40.000 Jesiden zu helfen, die auf einem Berg im Nordirak ausharren. Neben Luftangriffen auf IS-Stellungen werde auch eine humanitäre Hilfsaktion erwogen, berichtete das Blatt unter Berufung auf einen hohen Regierungsvertreter.
Die IS-Dschihadisten hatten im Juni die nordirakische Stadt Mossul erobert. Danach nahmen sie unter anderem die Stadt Sindschar ein, aus der Zehntausende jesidischer Kurden flüchteten. In der Nacht zum Donnerstag fielen sie in die christlich geprägte Stadt Karakosch ein. Mit nicht viel mehr als ihren Kleidern am Leib seien mindestens 100.000 Christen geflohen, sagte der christlich-chaldäische Patriarch Louis Sako.
Hilfsgüter aus der Türkei
Derweil lässt die Türkei den Flüchtlingen humanitäre Hilfe zukommen. Türkische Hilfspakete würden von irakischen Helikoptern über dem Zufluchtsgebiet abgeworfen, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu. Er nannte die IS-Angriffe auf die Jesiden eine "humanitäre Tragödie". Im Sindschar-Gebirge sind nach UN-Angaben 200.000 Menschen vor IS auf der Flucht. Bei den meisten Flüchtlingen handelt es sich um Jesiden. Die Anhänger dieser eigenständigen monotheistischen Religion werden von IS als "Teufelsanbeter" verunglimpft.
Mossul wurde für die Dschihadisten zur Operationsbasis, nachdem die Terrormiliz die Stadt im Juni komplett erobert hatte. In der Region leben zahlreiche Christen und Jesiden. Der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Louis Raphael I. Sako, sagte, dass mehr als 100.000 Christen nun aus ihren Häusern in der nördlichen Provinz Ninive geflohen sind. Einige versuchten zu Fuß, die kurdische Autonomieregion zu erreichen. Nach Angaben der Vereinten Nationen flohen im gesamten Irak bisher rund 1,2 Millionen Menschen vor der Schreckensherrschaft der IS-Extremisten.
Maliki will nicht weichen
In der irakischen Hauptstadt Bagdad dauerte der Streit um das Amt des Regierungschefs an. Wie das unabhängige Nachrichtenportal "Sumaria News" meldete, soll das Parlament erst am Sonntag wieder zusammenkommen, um über die Wahl des Ministerpräsidenten zu beraten. Ob dann tatsächlich abgestimmt wird, blieb zunächst offen. Die Frist, binnen derer Präsident Fuad Massum einen Politiker mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen muss, ging eigentlich bis Donnerstag.
Die großen politischen Blöcke streiten sich seit Wochen darum, wer nächster Ministerpräsident wird. Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki besteht auf eine weitere Amtsperiode. Er beruft sich dabei auf die Wahlen Ende April, bei denen seine Rechtsstaats-Koalition als stärkste Kraft abgeschnitten hatte. Allerdings trifft er bei sunnitischen, kurdischen und auch schiitischen Politikern auf Widerstand.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa/rts