Kreml: Reden später über Grenzen Panzer ohne Kennzeichen in Donezk gesichtet
22.02.2022, 08:10 Uhr
Nun rollen sie also: Augenzeugenberichten zufolge sind in der Stadt Donezk Panzer und anderes militärisches Gerät zu sehen. Es sei "eindeutig ein Einsatz von Streitkräften im Gange", heißt es in einem Medienbericht zur Lage in der Grenzregion. Der Kreml erklärt indes: Über die genauen Grenzen der ostukrainischen Gebiete müsse noch diskutiert werden.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat ungeachtet der Warnungen des Westens die Entsendung von Soldaten in die Ost-Ukraine angeordnet. In den Außenbezirken der Stadt Donezk rollten am frühen Morgen Militärfahrzeuge durch die Straßen. Darunter waren auch mehrere nicht gekennzeichnete Panzer, wie ein Reuters-Mitarbeiter berichtete.
Auch ein Korrespondent des "Figaro" berichtet von Dutzenden russischen Panzern und Artilleriegeschützen, die von Lastwagen und Militärfahrzeugen gezogen würden. Diese sollen zwei Stunden nach der Anerkennung der Unabhängigkeit der Separatistengebiete durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Weg nach Donezk gewesen sein. Auf der mehr als hundert Kilometer entfernten Straße zwischen dem Grenzposten Ouspenka und Donezk, der "Hauptstadt" der selbsternannten "Volksrepublik", parkten Kolonnen gepanzerter Fahrzeuge mit laufendem Motor oder mit geringer Geschwindigkeit, heißt es weiter. Auf den Straßen seien viele Militärfahrzeuge zu sehen gewesen, einige auch in Richtung der russischen Grenze, "in deren Nähe am Montagabend offensichtlich ein Einsatz von Streitkräften stattfand", so der Bericht.
Putin hatte die Entsendung von "Friedenstruppen" in die Separatistengebiete im Osten der Ukraine angekündigt, nachdem er die Regionen Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt hatte. Der Westen verurteilte die Anerkennung scharf.
Inzwischen erklärte Moskau, dass es zu früh für Diskussionen über Grenzen sei. Bevor über die genauen Grenzen der für unabhängig erklärten ostukrainischen Gebiete diskutiert wird, müssen nach Darstellung Russlands zuerst Freundschaftsverträge mit Luhansk und Donezk unterzeichnet werden. Das erklärt das Außenministerium in Moskau der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge.
Putin: Ukraine gehört zu Russland
In einer knapp einstündigen Rede hatte Putin der NATO schwere Vorwürfe gemacht. Das Militärbündnis habe Russland versprochen, nicht zu expandieren. Geschehen sei das Gegenteil. Ein Beitritt der Ukraine zur NATO sei eine direkte Bedrohung für Russlands Sicherheit. Es sei klar, dass eine weitere Expansion des Bündnisses nur eine Frage der Zeit sei. Das Risiko eines plötzlichen Angriffs werde in einem solchen Fall deutlich steigen. Zudem gehöre die Ukraine historisch zu Russland.
Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie Putin ein Dekret zur Anerkennung der selbsternannten Volksrepubliken in der Ost-Ukraine unterzeichnete. "Ich halte es für notwendig, eine Entscheidung zu treffen, die schon vor langer Zeit hätte getroffen werden müssen: die sofortige Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveränität der Volksrepubliken Donezk und Luhansk", sagte Putin. Der ukrainischen Führung warf er vor, von Russland nur die für sie vorteilhaften Dinge gefordert zu haben, ohne dafür im Gegenzug Verpflichtungen eingegangen zu sein.
US-Präsident Joe Biden setzte inzwischen erste Sanktionen in Kraft und kündigte weitere Maßnahmen in Abstimmung mit den Verbündeten an. Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats bezeichnete die US-Gesandte Linda Thomas-Greenfield die Behauptung von Putin, es würde sich um Friedenstruppen handeln, als "Unsinn". Putins Anerkennung der Separatistengebiete sei ein Versuch, einen Vorwand für eine weitere Invasion der Ukraine zu schaffen.
Mehr zur Lage in der Ostukraine finden Sie in unserem Liveticker zur Russlandkrise
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa