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Streit mit Ukraine um Getreide Polen beschränkt sich auf zugesagte Waffenlieferung

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Das Verhältnis zwischen Polen und der Ukraine ist nicht mehr so herzlich.

Das Verhältnis zwischen Polen und der Ukraine ist nicht mehr so herzlich.

(Foto: REUTERS)

Polens Regierungschef Morawiecki teilt mit, dass sein Land Waffen künftig für sich selbst behält und nicht mehr an die Ukraine liefert. Die Aufregung ist groß, vieles unklar. Doch ein Regierungssprecher untermauert die Aussage. Grund seien "absolut inakzeptable Äußerungen" der Ukraine.

Vor dem Hintergrund eines Streits um das polnische Importverbot für ukrainisches Getreide will die Regierung in Warschau ihre Waffenlieferungen an Kiew auf bereits abgeschlossene Verträge beschränken. "Im Zusammenhang mit Fragen zu Waffenlieferungen möchte ich Ihnen mitteilen, dass Polen nur zuvor vereinbarte Lieferungen von Munition und Rüstungsgütern ausführt. Einschließlich derjenigen, die sich aus unterzeichneten Verträgen mit der Ukraine ergeben", sagte Regierungssprecher Piotr Müller. Dazu gehöre auch der größte Auslandsvertrag, den die polnische Rüstungsindustrie nach 1989 abgeschlossen habe - die Lieferung der Kanonenhaubitze Krab. Müller kritisierte, von der ukrainischen Seite habe es zuletzt eine Serie von "absolut inakzeptablen Äußerungen und diplomatischen Gesten gegeben."

Zuvor hatte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki mit einer Äußerung über Waffenlieferungen an Kiew für Spekulationen gesorgt. In einem Interview des Fernsehsenders Polsat News entgegnete er auf die Frage des Moderators, ob Polen trotz des Getreide-Streits die Ukraine weiter bei Waffenlieferungen und humanitärer Hilfe unterstützen werde: "Wir liefern schon keine Rüstungsgüter mehr an die Ukraine, sondern rüsten uns selbst mit den modernsten Waffen aus."

Kurz vor dieser Ankündigung war der Streit zwischen beiden Ländern über ukrainische Getreideexporte eskaliert. Polen, Ungarn und die Slowakei hatten erklärt, sie würden sich nicht an das von der EU-Kommission beschlossene Ende der Handelsbeschränkungen für ukrainisches Getreide halten.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius plant nach der Ankündigung Gespräche mit Warschau. Er wolle dazu noch keine Einschätzung abgeben, bis er mit seinem polnischen Kollegen Mariusz Blaszczak gesprochen habe, sagte Pistorius bei einem Besuch in Rostock. Er kündigte dazu ein Telefonat an.

Interview sorgte für Irritationen

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Morawiecki führte weiter aus, Polen habe seine Bestellungen für Rüstungsgüter enorm erweitert. Die Streitkräfte sollten so modernisiert werden, dass Polen über eine der stärksten Landarmeen Europas verfügen werde, sagte Morawiecki. Während seine erste Aussage zu den Rüstungsgütern klar formuliert schien, deutete der Kontext des Interviews darauf hin, dass Morawiecki eher keinen vollständigen Stopp der polnischen Waffenlieferungen an Kiew gemeint haben dürfte. Vielmehr schien er darauf abzuheben, dass Polen nicht nur Waffen an das Nachbarland liefere, sondern parallel dazu auch die eigene Armee aufrüste.

Dennoch war seine Äußerung in mehreren polnischen und internationalen Nachrichtenportalen so interpretiert worden, dass Polen keine Waffen mehr an Kiew liefern wolle. Das EU- und NATO-Land Polen ist einer der wichtigsten politischen und militärischen Unterstützer der Ukraine.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

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