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Der Kriegstag im Überblick Regen bremst Kiews Gegenoffensive - Putin verfolgt Atomwaffenübung

Ukrainische Artilleristen in der Ostukraine.

Ukrainische Artilleristen in der Ostukraine.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Schritt für Schritt arbeiten sich die ukrainischen Streitkräfte in Cherson vor. Laut Kiew behindert allerdings schlechtes Wetter die Operation. Ein Berater von Präsident Selenskyj erwartet schwere Gefechte in der Region. Kremlchef Putin lässt derweil Russlands Atomstreitkräfte auffahren.

Schritt für Schritt arbeiten sich die ukrainischen Streitkräfte in Cherson vorwärts. Laut Kiew behindert allerdings schlechtes Wetter die Operation. Ein Berater von Präsident Selenskyj erwartet schwere Gefechte in der Region. Kremlchef Putin wirft dem Land derweil erneut vor, eine schmutzige Bombe einsetzen zu wollen. Der 245. Kriegstag im Überblick.

Ukrainische Gegenoffensive in Cherson geht nur schwer voran

Die ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes erweist sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums schwieriger als die Offensive im Nordosten. Das regnerische Wetter und das Gelände erschweren die Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete in der Region Cherson, sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow. In der landwirtschaftlich geprägten Region würden Wasserversorgungskanäle von russischen Truppen als Schützengräben genutzt.

Ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet mit schweren Kämpfen in der Region. "Die Lage um Cherson ist eindeutig. Die Russen stocken auf und verstärken ihre Gruppierung dort", sagte Olexij Arestowytsch in einem Online-Video. "Das bedeutet, dass sich niemand auf einen Rückzug vorbereitet. Im Gegenteil, die schwersten Gefechte werden um Cherson stattfinden."

Gefechte meldeten die russischen Besatzer heute auch in der Region Luhansk. In den Bezirken Kreminna und Swatowe seien schwere Kämpfe im Gange, sagte ein Sprecher. Seit dem Vormarsch ukrainischer Truppen im benachbarten Charkiw verläuft die Frontlinie durch die beiden Bezirke.

Putin verfolgt Training der Atomstreitkräfte

Der russische Präsident Wladimir Putin wohnte derweil einem Training der strategischen Atomstreitkräfte bei. Die Übung diene der Vorbereitung auf einen möglichen feindlichen Atomwaffenangriff auf Russland, teilte Verteidigungsminister Sergej Schoigu mit. Der Kreml stellte Fotos zur Verfügung, auf denen zu sehen ist, dass Putin der Übung via Video-Schalte folgte.

Später sagte Putin, die Ukraine habe ihre Souveränität als Staat "faktisch" verloren und die Steuerung des Landes den USA überlassen. Die USA nutzten die Ukraine heute als "Rammbock" gegen Russland und den postsowjetischen Raum, sagte Putin bei einer Sitzung von Vertretern der staatlichen Sicherheitsorgane der Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die USA würden die Ukraine immer mehr mit schweren Waffen ausrüsten und dabei ignorieren, dass das Land nach einer Atombombe strebe.

"Es ist auch bekannt, dass es Pläne gibt für eine Provokation, eine so sogenannte schmutzige Bombe einzusetzen", behauptete der 70-Jährige erneut, ohne dafür Beweise vorzulegen. Die Ukraine weist die Anschuldigungen als "Unsinn" und Desinformationskampagne Putins zurück. Auch der Westen sieht keine Hinweise darauf.

Stoltenberg: NATO lässt sich nicht einschüchtern

Die atomaren Drohungen Russlands werden die NATO nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg jedoch nicht von einer weiteren Unterstützung der Ukraine abhalten. Das Bündnis lasse sich nicht einschüchtern oder davor abschrecken, das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen, sagte der Norweger bei einer Pressekonferenz mit Rumäniens Regierungschef Nicolae Ciuca. Die ukrainischen Streitkräfte würden jede Woche stärker und besser ausgestattet. Als ein Ziel der Unterstützung der Ukraine nannte Stoltenberg, das Land für spätere Verhandlungen mit Russland so gut wie möglich aufzustellen.

Moskau soll in Afghanistan Ex-Elitekrieger werben

Um neues Personal für das Militär zu rekrutieren, ist Moskau offenbar in Afghanistan aktiv. Das US-Magazin "Foreign Policy" berichtet, ehemalige Mitglieder eines afghanischen Elite-Kommados hätten Jobangebote bekommen, mit den russischen Truppen gegen die Ukraine zu kämpfen. Es handle sich um ehemalige Kämpfer, die in Afghanistan von US-Truppen ausgebildet wurden und an der Seite der USA und den westlichen Alliierten gekämpft hatten.

Diese Kämpfer könnten auf dem Schlachtfeld zum "Gamechanger" für Russland werden, zitiert das Magazin einen ehemaligen hochrangigen afghanischen Offiziellen aus dem Sicherheitsbereich. Eine weitere Quelle - ein ehemaliger hochrangiger Militär in Afghanistan - vermutet demnach, dass die russische Söldnertruppe Wagner hinter den Rekrutierungsversuchen steckt.

London: Russische Kriegsgegner sabotieren Schienennetze

Nicht nur in Belarus sind Schienenpartisanen aktiv. Russische Kriegsgegner haben nach Einschätzung britischer Geheimdienste wiederholt das Schienennetz im eigenen Land sabotiert. Die Beschädigung einer Bahnstrecke nahe eines Dorfes unweit der russisch-belarussischen Grenze Anfang dieser Woche sei bereits der sechste Akt seit Juni gewesen, zu dem sich eine russische Anti-Kriegs-Gruppe namens "Stop the Wagons" bekannt habe, heißt es vom britischen Verteidigungsministerium.

Die Aktionen seien Teil eines größeren Trends zu vermehrten Angriffen auf die Schienennetze in Russland und Belarus. Die russische Armee sei von dem mehr als 33.000 Schienenkilometer umfassenden Netz in Russland stark abhängig, um ihre Einheiten in die Ukraine zu transportieren.

Russland könnte Vermögen in annektierten Regionen an russische Firmen übertragen

Vermögenswerte in den vier jüngst annektierten ukrainischen Regionen könnten nach Angaben des Präsidialamtes in Moskau an russische Unternehmen übertragen werden. Es sei offensichtlich, dass "aufgegebene Vermögenswerte" nicht inaktiv gelassen werden könnten, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Die russische Regierung werde sich mit dem Problem befassen. Die Annexion der ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk, die zusammen den industriell geprägten Donbass bilden, sowie von Saporischschja und Cherson wird international nicht anerkannt.

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Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts

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