Politik

NRW-Innenminister zu Vorwürfen Reul will sich Polizei-Bilder aus Lützerath "genau anschauen"

391308692.jpg

Nach den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten warfen sich beide Seiten Gewalttätigkeit vor.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bei dem Vorgehen gegen Klimademonstranten in Lützerath seien nicht massenhaft "wild gewordene Polizisten" unterwegs gewesen, sagt NRW-Innenminister Reul. Er widerspricht der Darstellung, dass der überwiegende Teil der Einsatzkräfte sich unverhältnismäßig gewalttätig verhalten habe, will bestimmte Fälle aber unter die Lupe nehmen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul hat die Polizei gegen den Vorwurf unverhältnismäßiger Gewaltanwendung bei der Anti-Kohle-Demonstration am Samstag bei Lützerath in Schutz genommen. Die Polizei habe "hochprofessionell" gearbeitet, sagte Reul am Abend in der ARD-Talkshow "Anne Will".

Er werde jeden Fall von unangemessener Polizeigewalt untersuchen lassen. "Wir haben ein, zwei Filme im Netz gesehen, wo wir sagen: 'Das sieht nicht gut aus.' Das werden wir uns genau anschauen, da haben wir auch Strafanzeige gestellt vorsichtshalber, weil ich finde, das muss gecheckt werden. Das habe ich die letzten Jahre immer gemacht, und das wird auch jetzt so gemacht." Es sei aber nicht so, als wären bei der Demo massenhaft "wild gewordene Polizisten" unterwegs gewesen. Von den Veranstaltern der Demo hätte er sich gewünscht, sich klar von Gewalt zu distanzieren, aber das sei nicht geschehen.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer widersprach dem und warf der Polizei in der Sendung einen unverhältnismäßig gewalttätigen Einsatz vor. "Das sah in keiner Weise professionell aus", kritisierte sie. Neubauer verwies darauf, dass nach Angaben einer Sanitäterin der Demonstranten viele Menschen von der Polizei schwer verletzt worden seien. Der Protest dagegen sei friedlich gewesen. Die Demonstration hatte sich gegen den Abriss des Dorfes Lützerath westlich von Köln und das Abbbaggern der darunter liegenden Kohle gerichtet.

"Unglaubliches Maß an Polizeigewalt"

Nach den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten warfen sich beide Seiten Gewalttätigkeit vor. Seit Beginn der Räumung von Lützerath am Mittwoch seien insgesamt mehr als 70 Polizisten verletzt worden, die meisten davon bei der Demo am Samstag, sagte ein Polizeisprecher. Die Verletzungen gingen aber nur zum Teil auf Gewalt durch Demonstranten zurück. Teilweise seien die Beamten zum Beispiel auch im schlammigen Boden umgeknickt. Seit Mittwoch seien etwa 150 Strafverfahren wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, Körperverletzung und Landfriedensbruchs eingeleitet worden, sagte der Polizeisprecher. Den Angaben zufolge attackierten einzelne Demonstranten am Samstag auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten.

Die Veranstalter der Demo und Sprecher der Lützerather Aktivisten warfen umgekehrt der Polizei Gewalt-Exzesse vor. Bei der Demo habe es "ein unglaubliches Maß an Polizeigewalt" gegeben, sagte eine Sprecherin von "Lützerath lebt". Eine Sprecherin des Sanitätsdienstes der Demonstranten sagte, es sei am Samstag eine "hohe zweistellige bis dreistellige Zahl" von Teilnehmern verletzt worden. Darunter seien viele schwerverletzte und einige lebensgefährlich verletzte Personen gewesen. Die Verletzungen seien teils durch Pfeffersprays, Schlagstock- und Faustangriffe der Polizisten zustande gekommen. Dabei habe es besonders viele Kopfverletzungen gegeben.

Quelle: ntv.de, lve/dpa

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen