Brief an Ministerin Lambrecht Polen bittet um "seriöses" Panzer-Angebot
01.08.2022, 11:51 Uhr (aktualisiert)
Rüstungsgüter im Milliardenwert sollen aus Polen an die Ukraine gegangen sein.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Über die Medien wettert Polen gegen den Ringtausch und die ausgebliebenen Ersatzpanzer. Per Brief werden nun versöhnliche Töne angeschlagen. Die Forderung aus Warschau bleibt aber im Grunde die gleiche.
Polen bittet Deutschland um ein besseres Angebot für einen Ringtausch von Panzern, um die Ukraine zu unterstützen. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak schrieb einen entsprechenden Brief an seine deutsche Kollegin Christine Lambrecht, den das Portal Wpolityce in Warschau veröffentlichte. Er hoffe auf ein "seriöses Angebot", das "wesentlich zur Stärkung der polnischen und regionalen Verteidigungskapazitäten beitragen" werde.
Polen habe der von Russland angegriffenen Ukraine Rüstung für knapp 1,7 Milliarden Euro überlassen, schrieb der Minister. Dazu zählten Panzer, Schützenpanzer und andere schwere Waffen, teils postsowjetischer Bauart, teils hochmoderne wie die Haubitze Krab. "Diese Lieferungen haben Lücken in unseren Verteidigungskapazitäten geschaffen."
Mit dem bisherigen Berliner Angebot von 20 Panzern Leopard 2 mit stückweiser Lieferung ab 2023 hatte sich Polen nicht zufrieden gezeigt. Als der Unmut in Warschau öffentlich wurde, erläuterte Lambrecht in einem Brief an Blaszczak noch einmal, wie gering die deutschen Bestände seien. Sie schlug vor, beide Länder sollten gemeinsam neue Leopard 2 bestellen. Polen solle bei der Auslieferung vorrangig behandelt werden. Über diesen Brief hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
"Ich möchte betonen, dass wir keine unverdienten Vorteile erwarten", antwortete Blaszczak. Es gehe um "gebrauchte Kapazitäten, die unserem Militär gut bekannt sind und die in den polnischen Streitkräften leicht und schnell eingesetzt werden können".
Idee für Ringtausch stammt von Ampel-Abgeordneten
Der Ringtausch sieht vor, dass östliche Bündnispartner Panzer sowjetischer Bauart in die Ukraine liefern und dafür westliche Fabrikate unter anderem aus Deutschland erhalten. Das funktioniert bislang aber nicht so schnell wie erwartet.
Die Idee für den Ringtausch mit Polen stammt nach Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) von Bundestagsabgeordneten der Ampel. Drei Ausschussvorsitzende aus dem Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP, Anton Hofreiter von den Grünen und Michael Roth von der SPD, weilten am 12. Juli in Warschau. Dort trafen sie mit dem polnischen Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sęk zusammen.
Zum damaligen Zeitpunkt hatte Polen schon auf eigene Faust damit begonnen, Hunderte modernisierte Panzer sowjetische Bauart an die Ukraine zu liefern. Die Vorsitzenden schlugen Szynkowski vel Sęk vor, dafür Ersatz aus Deutschland zu fordern, wie die "FAS" erfuhr. Seitdem streiten die Bundesregierung und Polen darüber, wie genau ein solcher Ringtausch ausgestaltet werden könnte.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 30. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/dpa