40 Prozent Kiews ohne Strom Russen überziehen Ukraine erneut mit Raketenhagel
29.12.2022, 08:37 UhrSchon in der Nacht überzieht Russland die Ukraine mit einer Drohnen-Angriffswelle. Am Morgen geht es weiter: Kiew meldet massive Luftangriffe im ganzen Land. In mehreren Großstädten gibt es Berichte über Explosionen, in der Hauptstadt werden drei Menschen verletzt.
Russland überzieht die Ukraine nach Militärangaben aus Kiew erneut mit großen Raketenangriffen. Im ganzen Land wurde am Morgen Luftalarm ausgelöst. Auch in der Hauptstadt Kiew waren mehrere schwere Explosionen im Zentrum zu hören, wie ein Reporter vor Ort berichtete.
Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko sind 40 Prozent der Verbraucher in der Stadt ohne Strom. Die Energieversorger hätten wegen des Luftalarms Sicherheitsvorkehrungen getroffen, sie arbeiteten nun daran, die Stromversorgung wieder herzustellen, teilte Klitschko mit. Die Wärme- und Wasserversorgung funktioniere normal. Drei Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt, darunter ein 14-jähriges Mädchen.
Vielerorts war die ukrainische Flugabwehr im Einsatz, um die Angriffe abzuwehren. Häufig waren Detonationen zu hören, die es vor allem dann gibt, wenn die russischen Raketen oder Drohnen abgeschossen werden. Klitschko sprach von 15 Raketen, die über Kiew zerstört worden seien. Im Zentrum sei auch ein Auto von herabfallenden Raketentrümmern getroffen worden. Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben 54 von 69 von Russland gestarteten Raketen und Marschflugkörpern abgeschossen.
Schon Drohnenangriffe in der Nacht
Insgesamt feuerte Russland nach ukrainischen Angaben am Morgen nach nächtlichen Drohnenangriffen mehr als 120 Raketen gegen Ziele in verschiedenen Regionen des Landes ab. Vielerorts gab es schwere Zerstörungen, wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen war. Die Angriffe richteten sich vor allem gegen die Energieinfrastruktur.
Aus mehreren Teilen der Ukraine im Süden und im Westen gab es Berichte von Behörden über Angriffe. Aus Charkiw, der zweitgrößten ukrainischen Stadt im Osten des Landes, meldete Bürgermeister Igor Terechow eine "Reihe von Explosionen". Auch aus der westlichen Stadt Lwiw wurden Explosionen gemeldet. Laut Bürgermeister Andrii Sadowy sind 90 Prozent der Stadt ohne Strom. Der Gouverneur der Region Lwiw, Maksim Kosytski, erklärte, die Luftverteidigung sei im Einsatz, die Einwohner sollten sich in Schutzräume begeben.
Weitere Explosionen wurden etwa auch aus den Gebieten Poltawa, Odessa und Mykolajiw gemeldet. Russische Militärblogger veröffentlichten zahlreiche nicht überprüfbare Videos von Rauchwolken nach mutmaßlichen Treffern. In den Regionen Odessa und Dnipropetrowsk wurden Stromausfälle angekündigt, um mögliche Schäden an der Energieinfrastruktur zu minimieren.
Russland greift seit Oktober im Abstand von einigen Tagen immer wieder intensiv die ukrainische Energie-Infrastruktur an, zumeist jeweils mit Dutzenden Raketen. Einige trafen ihre Ziele, weshalb Millionen Menschen in dem Land im Winter von Stromausfällen betroffen sind. Diese inzwischen 10. Welle war noch vor Jahresende erwartet worden. Das ukrainische Verteidigungsministerium sprach auf Twitter davon, dass es eine der härtesten Raketenwellen seit Kriegsbeginn war.
Quelle: ntv.de, ses/rts/dpa/AFP