Für Einzelheiten nicht zuständig Russland ist mit Putins "Pufferzone" bislang gescheitert
10.07.2024, 13:37 Uhr Artikel anhören
In Belgorod brennt Anfang Juli ein Reifenladen, angeblich nach einem ukrainischen Angriff.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Mitte Mai verspricht Putin die Schaffung einer "Pufferzone" zwischen der Ukraine und Russland. Er meint damit die Besetzung der Region Charkiw, damit von dort keine Angriffe mehr auf das russische Belgorod durchgeführt werden können. Der Plan brauche Zeit, sagt Putins Sprecher nun.
Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine arbeiten nach Kreml-Angaben weiterhin an der Bildung einer Pufferzone in der ukrainischen Region Charkiw. Es werde alles Notwendige getan, um die Sicherheit der Region Belgorod vor Angriffen der ukrainischen Streitkräfte zu gewährleisten, aber die Lösung des Problems brauche Zeit, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.
Auf Einzelheiten ging Peskow nicht ein. Er empfahl, sich an das russische Verteidigungsministerium zu wenden. Der russische Präsident Wladimir Putin hält sich aus der praktischen Umsetzung seiner Politik gern heraus. Bei seiner jüngsten Ansprache zur Lage der Nation etwa präsentierte er selbst simple Pläne, wie die Renovierung von Universitäten oder die Ankündigung einer Unternehmenssteuerreform als Bitten oder Aufforderungen an die Regierung - seine Regierung. Der Vorteil für ihn: Für ein Scheitern seiner Politik kann er dann nicht verantwortlich gemacht werden.
Nach einer von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS zitierten Studie vertrauen 80 Prozent der befragten Russen Putin. Allerdings bewerten nur 54 Prozent die Arbeit der russischen Regierung positiv. Peskow zufolge liegt das an der "täglichen, harten und verantwortungsvollen Arbeit" Putins.
Putin hatte im Mai angekündigt, Russland schaffe eine "Pufferzone", um seine Grenzregionen vor ukrainischen Angriffen zu schützen. In Belgorod haben die Angriffe - die weitaus schwächer sind als der russische Raketenbeschuss der Ukraine - bereits für heftigen Unmut gesorgt. "Keiner meiner Freunde oder meiner Verwandten hat vor, in Belgorod zu bleiben. Alle haben Angst. Hier gibt es keine Arbeit. Die Stadt ist leer. Wir müssen umziehen, das denken alle", sagte eine russische Bewohnerin von Belgorod im Mai in einem Interview mit ntv.
Unterdessen teilte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, mit, bei einem ukrainischen Angriff auf die Region sei ein Mann getötet worden. Sieben weitere Menschen seien verletzt worden. Erst am Dienstag hatte er über den Tod von vier Menschen berichtet. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters mangelt es Russland derzeit an Munition und Soldaten, um eine neue Großoffensive in der Ukraine zu starten. Unter Berufung auf einen nicht genannten hochrangigen NATO-Vertreter meldet Reuters, Russland habe in der Ukraine "sehr hohe" Verluste erlitten.
Während die Mai-Offensive im Nordosten der Region Charkiw faktisch zum Stillstand gekommen sei, hielten die Kreml-Truppen ihren Druck in der Oblast Donezk aufrecht. Dazu würden sie "unterbesetzten, unerfahrenen Einheiten befehlen, in Gebiete vorzurücken, um unrealistische Ziele zu erreichen", so der NATO-Vertreter.
Quelle: ntv.de, hvo/rts